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Architektur auf Papier Verdichtung: Individualität Versus Kollektivität

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Die Axonometrie zeigt eine Zwischenphase. Erste Parzellen sind bebaut, die übrigen zur Bebauung bereit. Die Reihenhauszeile am Nordrand ist Übergang und Filter vom Wohnen zur Grossmassstäblichkeit der öffentlichen Zone und der angrenzenden Altstadt.

Das hier vorliegende Projekt eines öffentlichen Gestaltungsplanes möchte eine Alternative aufzeigen zum landverschlingenden, individuellen Einfamilienhaus, das meist eine Degenerationsform der geträumten Villa ist, aber auch zum kollektiv gebauten Reihenhaus, wo oft das natürliche Bedürfnis nach Privatheit und individueller Gestaltung unbefriedigt bleibt.

Das Wohnen ist ein Grundbedürfnis des Menschseins. Das Zuhause ist nicht nur ein Schutz gegen die Kräfte der Natur, sondern der Ort der persönlichen Entfaltung und der «gewohnten» Geborgenheit. Seine Bedeutung wächst mit der zunehmenden «Freizeit» in unserer Gesellschaft, die nur befriedigend und sinnvoll ist, wenn sie ein Mindestmass an individuellerTätigkeit, Eigenverantwortlichkeit und Kreativität bietet. Dazu gehört das Mit-Gestalten einer veränderbaren und ausbaufähigen Wohnumwelt.

Das Atriumhaus ist charakterisiert durch einen geschützten Gartenhof um den sich sämtliche Wohnräume anordnen und sich eine natürliche Verschmelzung von Innen und Aussen innerhalb der privaten Zelle ergibt. Diese Doppeltheit von Innen- und Aussenraum ist grundlegend für den Aufbau des gesamten erlebten Raumes, ja für das menschliche Leben überhaupt. «Nur durch die Trennung der Gärten und Höfe von Wegen durch geschlossene Wände wird Raum gebildet, entsteht ein Gefüge privater und öffentlicher Räume. Nur die geschlossene Bauweise bietet gleichzeitig Privatheit, Öffentlichkeit und Nachbarschaft.y>-Roland Rainer. Zur Geschlossenheit des Gartenhofes gehört die Offenheit des Eingangshofes und erkerartige Vorsprünge, die Übersicht und Kontakt zum Wohnweg ermöglichen. Die Verdichtung solcher Atriumhäuser ermöglicht eine ökonomische Bodennutzung, einfache Erschliessung und Versorgung, grosse Wohndichte, aber auch Schutz vor Einblick der Nachbarn und individuelle Freiheit im Privatbereich. Sie erlaubt ausserdem die passive Nutzung der Sonnenenergie durch Süd-und Westorientierung aller Wohnräume, ebenerdige Häuser ohne Treppen, dadurch auch leichte und kostensparende Konstruktionen. Dies als Voraussetzung eines wirklich «wachsenden Hauses» und Möglichkeit zum «Eigenbau», der über das blosse Malen und Täfern hinausgeht.

Die Parzelle mit der vorgegebenen Schale. Das individuelle Projekt. Ein erster Schritt, den anfänglichen Möglichkeiten und Bedürfnissen entsprechend. Das Haus «wachst» mit der Familie.

Parzellierung : Jede Flache ist eindeutig zugeordnet. Kollektive Einrichtungen befinden sich an Kreuzungspunkten zwischen Wegen und Wohnstrasse, und am zentralen Platz.

Erschliessung : von periferen Abstellplätzen erreicht man über Wohnwege die einzelnen Hauser. Ein Spazierweg entlang des Baches verbindet die nahe Altstadt mit dem Wald im Süden.

Das Baugelände - in diesem konkreten Fall im Besitz der Gemeinde-wird in einheitliche Parzellen aufgeteilt. Deren Lage und Grösse sind durch die Himmelsrichtungen, Sonneneinfallswinkel und die menschlichen Bedürfnisse bestimmt. So wird das ganze Planungsgebiet eindeutig zugeordnet, entweder als private Bauparzellen, gemeinschaftliche Wohnwege, zentraler Platz oder kollektive Einrichtungen. Abstandsgrün und ungeschützte, somit unbenützbare Flachen zum privaten Gebrauch entfallen. Die Grenze um jede Parzelle wird in diesem Projekt durch genormte, vorfabrizierte Betonscheiben gebildet. Diese verbinden sich zu einer, in Höhe und Oberfläche differenzierten Wand. Sie definiert den öffentlichen Raum und die Parzellen, lässt Möglichkeiten zu Ausblick und Kontakt, öffnet sich und schafft Schwellenbereiche oder schliesst sich zum Rücken für das Wohnen. Im Semperschen Sinne ist sie das «Ge-Wand», das erst durch die Präsenz des Menschen Sinn und Bedeutung erhält. Als schützende Schale gewährt sie den Raum zur freien Entfaltung des Individuums und deutet an, dass «Wohnhäuser nicht Selbstzweck sind, sondern Gefäss für ein farbiges, wechselvolles Leben». Mit dem einfachen Mittel der Wand sind so Privatheit und Nachbarschaft geregelt, die Wege und Plätze als Räume wahrnehmbar, Massstäblichkeit und Charakter des Quartiers definiert. Die Gestaltung des privaten Bereiches, also des Wohnens, bleibt gänzlich dem einzelnen Bauherren, seinen Vorlieben, Bedürfnissen, Möglichkeiten und hoffentlich architektonischen Ansprüchen überlassen. Sein Haus muss einzig die primären Regeln der Baukunst und minimale sanitäre Anforderungen erfüllen, darf eine kleinste Hoffläche nicht unter-, und eine grösste Bauhöhe nicht überschreiten. Geschützt durch die umfassenden Wände gibt es keinerlei Einschränkungen mehrvon Form, Material und Stil, es sei denn der Geschmack des Bauherren. Ivo Frei

Postscript: Ce projet a été préparé pour un récent concours d'idées de la ville de Frauenfeld. Si, malheureusement, il n'a pu y être affiché, sa publication aidera-t-elle du moins à animer une discussion plus générale sur l'habitation. Postscript: Dieses Projekt wurde anlässlich eines kürzlich durchgeführten Ideenwettbewerbes der Stadt Frauenfeld gezeichnet. Da es dort leider nicht präsentiert werden konnte, kann vielleicht seine Veröffentlichung einen Denkanstoss zu einer allgemeineren Wohnbaudiskussion sein.