In der Schweiz ist die nachhaltige Entwicklung eine in der Verfassung verankerte Aufgabe, die die gesamte Gesellschaft verpflichtet. Die dazu notwendige Koordination umfasst nicht nur die drei Ebenen des Staates, sondern muss sich auch auf die Privatwirtschaft, die NGOs und die Wissenschaft ausdehnen. Die nachhaltige Entwicklung fordert, dass jede Politik, jedes Projekt und jede Massnahme, die von einer staatlichen, kollektiven oder assoziativen Einheit ausgehen, in der Absicht geschehen soll, zur wirtschaftlichen Effizienz, zur sozialen Solidarität und zur umweltlichen Verantwortung beizutragen.
Jeder kann das Seinige zur nachhaltigen, oder genauer genommen zu einer verantwortbaren Entwicklung tun. Deren Definition „den Bedarf der Gegenwart decken, ohne die Möglichkeiten der kommenden Generationen, dies ihrerseits zu tun, zu beschneiden“ ist aktueller denn je. Wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie wir in der Schweiz, so bräuchte es dazu 3,3 mal die Erde. Anders ausgedrückt: jedes Jahr, ab dem 19. April, leben wir auf Kosten der Anderen und der kommenden Generationen.
Wir müssen handeln – jeder auf seiner Ebene, nach seinen Kompetenzen und seinem Verantwortungsbewusstsein. Es gibt heute zahlreiche innovative Werkzeuge, mit denen wir abmessen können, ob ein Projekt den Kriterien der Nachhaltigkeit entspricht oder nicht. Sie sind verfügbar über die Gemeinschaft oder über die Fachleute, die sie entwickeln und zur Verfügung stellen. Es wird Zeit, dass sie weitgehend Verwendung finden, um die Verfahren zu verbessern und damit „Pilotprojekte“ zur Norm werden.
Konkret gesagt, geht es darum, so früh wie möglich in alle Projekte den Begriff Nachhaltigkeit einzubringen. Ob es darum geht, einen Wettbewerb zu organisieren, ein „Ökoquartier“ zu planen, Materialien auszuwählen – die erprobten Methoden und die Netzwerke zum Austausch von Erfahrungen gibt es. Wenden Sie sich an Ihre Gemeinde oder ihren Kanton, um auf den schon fahrenden Zug aufzusteigen.
In der Welt haben sich mehr als 150 Länder, darunter die Schweiz, dazu verpflichtet, sich für die „Agenda 2030“ einzusetzen und nachhaltige Zielsetzungen zu erreichen. Auf diesem Gebiet spielt das Bauen eine wichtige Rolle. In der Schweiz gehen 40% des Energieverbrauchs und des CO2-Ausstosses auf dessen Konto, und jedes Jahr verschwindet eine Fläche von etwa 3400 Fussballfeldern auf Kosten von landwirtschaftlichen Anbauflächen. Wir müssen unsere Wahl treffen, um unsere Lebensqualität aufrecht zu erhalten, indem wir hier wie auch ausser Landes unsere Lebensweise, unser Wohnen, unsere Reisen und die Art uns fortzubewegen und unsere Konsumgewohnheiten anpassen. Es wird Zeit, dass Architekten, Ingenieure und Planer die Akteure einer nachhaltigen Entwicklung werden und sich dazu auf die zahlreichen Erfolge auf ihren Arbeitsgebieten berufen, die bereits den richtigen Weg zeigen.
Viviane Keller, architektin EPFL,
Verantwortliche der unité de développement durable du canton de Vaud
www.eco-bau.ch , www.nnbs.ch , www.quartiersdurablesbysmeo.ch ,