Architecture Suisse

EDITO

Gottardobabina.png

Die Schweizer Baukunst zählt schon seit langem zu den bedeutendsten Europas, welches sich auch dieses Jahr erneut dank einiger beeindruckender Bauprojekte im öffentlichen und privaten Sektor bestätigt.

Im Kulturbereich haben einige bemerkenswerte Museumsprojekte die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt- hier unter anderem das Chaplin World in Corsier-sur-Vevey, der Umbau des Kunstmuseums Basel und der Erweiterungsbau der Tate Modern London. Im öffentlichen Sektor hat die Eröffnung des Gotthard Tunnels für großes Interesse gesorgt. Dieses gigantische Projekt bestätigt wieder einmal von welcher Bedeutung die multidisziplinäre Zusammenarbeit im Bauwesen ist. Es ist eine wunderbare Gelegenheit für AS, das Schweizer Ingenieurswesen zu würdigen. Ich bedanke mich herzlich bei Charles von Büren für seinem Beitrag zur Entstehung des Gotthard Tunnels sowie bei Federico Babina für seine speziell für diese Ausgabe gezeichnete Illustration des Tunnels.
Frederic Krafft-Gloria

Kooperation
1992 haben die Schweizer dem Projekt für einen Basistunnel am Gotthard zugestimmt. Im Juni dieses Jahres wurde er eröffnet. Zu den beiden 57 km langen einspurigen Röhren von Erstfeld bis Bodio kommen Kunstbauten wie Unterführungen und Brücken, Schutzbauten gegen Lärm, Staub und Hochwasser für die Zufahrten.

Geplant durch Ingenieure, Geologen, Vermessungstechniker, Elektroingenieure usw. und ausgeführt durch Mineure und zahllose Spezialisten wurde am 15. Oktober 2010 der erste Hauptdurchschlag 30 km vom Südportal und 27 km vom Nordportal entfernt gefeiert. Mit einer Abweichung von bloss 8 cm horizontal und 1 cm vertikal war die Genauigkeit sehr gross. Der Einbau der Bahntechnik – Fahrbahn und Fahrleitung, Stromversorgung, Telecom- und Funkanlagen, Sicherungs- und Automationssysteme sowie Leittechnik dauerte weitere fünf Jahre.

Die neue Eisenbahn-Alpentransversale ist ein Jahrhundertwerk. Reisezüge können hier mit 250 km/h verkehren, der Transport von Personen und Gütern von Nord nach Süd (und umgekehrt) erfährt deutlich kürzere Fahrzeiten. Das Werk steht als Musterbeispiel für das gelungene Zusammenspiel von Ingenieurkunst und mutiger Arbeit der Mineure. Und es illustriert eindrücklich, was tagtäglich auf Baustellen geschieht: eine fruchtbare Kooperation zwischen Geist, planerischer Voraussicht, Muskelkraft und handwerklichem Geschick.
Charles von Büren, Publizist, Bern