Architecture Suisse

EDITO

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© Federico Babina

Schweizer Architektur ist ein Verlagsprodukt, das man als hybrid bezeichnen kann: zwar eine Architekturzeitschrift im herkömmlichen Sinne, ist es gleichzeitig eine Bestandsaufnahme des aktuellen Geschehens. Revue – Zeitschrift auf französisch – ist aus dem Lateinischen abgeleitet: „passer en revue” wird uns im Dictionnaire historique de la langue française erklärt mit „etwas durchsehen”. Seit 45 Jahren praktiziert Schweizer Architektur diese einheitliche Prüfung nach folgenden Kriterien: es muss in der Schweiz gebaut worden sein, und es wird von einer Redaktion beurteilt, die sich über diese ganze Zeit gleich geblieben ist und die man mittlerweile als Dynastie bezeichnen kann.

Es steht fest, dass die Bestandsaufnahme, die von Schweizer Architektur seither vorgenommen wird, inzwischen zu einem Ganzwerk geworden ist – die Anzahl der Objekte, die Qualität der Reportagen und deren ganzheitliche Betrachtung bilden inzwischen ein Archiv. Ein offenes Archiv, da es fortgeführt wird. Dafür verlangt es auch eine ganz besondere Vorgehensweise. Es reicht nicht aus, etwas zu betrachten, zu analysieren, sich darüber zu erfreuen oder zu bedauern, dass dieses oder jenes Objekt ausgewählt wurde und man es auf eine dem Betrachter vertraute Weise reproduziert hat. Es gibt hierbei auch keine hierarchische Ordnung, und ebenso wenig einen Bezug zur jeweiligen Mode, zum „effet revue”, wie Jean-Marc Lamunière einmal die Architektur genannt hat, die durch ihre Aufnahme – oder gar Zurückweisung – in eine Zeitschrift akzeptabel wurden. Damit sprach er die Fähigkeit an, erkennen zu können, was diese von einer Architektur verstanden hatten.

Nach fast einem halben Jahrhundert Bestehens und Sammelns darf man Schweizer Architektur die Erwartungen an ihre Analyse und ihre Methodik zugestehen, auf denen ihr geradezu monumentaler Charakter beruht. Freuen wir uns auch über einen so langdauerndes verlegerisches Engagement gegenüber einer so dichten und weitläufigen Materie.

So nutzen wir diese letzten Zeilen dieser Betrachtungen dazu, Schweizer Architektur ein langes Leben zu wünschen!

Pierre Frey, Honorarprofessor an der EPFL