Architecture Suisse

EDITO

EDITO

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Federico Krafft-Gloria / Maria de Gibert

Es geht um das Gleichgewicht

Für mich ist Bauen für die Kollektivität eine der faszinierendsten Aufgaben, die einem gewählten Volksvertreter zufallen können. Hier kommen alle Facetten der politischen Arbeit ins Spiel. Ein öffentliches Gebäude ist etwas Besonderes. Es begnügt sich nicht damit, praktisch zu sein oder dass man es bemerkt, preiswert in der Produktion oder wirtschaftlich im Energieverbrauch, gut integriert oder mehr. Es muss alle diese Vorzüge in sich vereinen. Von der Bevölkerung akzeptiert, soll es seine Bestimmung symbolhaft ausdrücken. Man kann nicht ein Museum entwerfen wie man dies für ein Parlament tun würde oder für ein Gerichtsgebäude, für ein Spital oder eine Schule, obwohl sie alle der Gemeinschaft dienen. Es genügt auch nicht, sie den spezifischen Bedürfnissen ihrer zukünftigen Benutzer anzupassen. Nein, ein solches Bauwerk muss für jeden zu verstehen und erlebbar sein. Es soll zur Lebensqualität der Stadtbewohner beitragen, zur Ausstrahlung ihres Territoriums.

In diesem Prozess spielt der Wettbewerb in unserem Land eine tragende Rolle, und ich halte das für einen Pluspunkt. Beim Wettbewerb entspringen neue Ideen, sie treten in Wettstreit miteinander, die ästhetische Qualität gewinnt dazu, die Integration in die Umgebung ebenfalls. Er schafft gleiche Ausgangsbedingungen für alle Teilnehmer, mischt die Karten und stellt die Konzeptionen in Frage. Junge Talente bekommen ihre Chance, in einer Region, die traditionell grossen Wert auf eine gute Ausbildung legt.

Alles dies verpflichtet einen öffentlichen Bauherrn dazu, der Erarbeitung des Programmes grösste Sorgfalt zu schenken. Von ihm kommt der Impuls, ihm kommt es zu, die Prozedur klar zu definieren, im Einklang mit den Regeln der SIA, und sich daran zu halten. Dies betrifft auch die Baukosten, denn eine seriöse Bauausführung bedeutet auch die Einhaltung des Kostenrahmens. Bei dem Dialog mit dem Architekten, der nach der Entscheidung der Jury und der Erteilung des Auftrages entsteht, muss er vollständig und mit Nachdruck seine Rolle als Bauherr wahrnehmen. Ihm stehen die Entscheidungen zu, denn er ist es ja, der sie vor dem Volk vertreten muss.

Auf diese Weise kann das öffentliche Bauwerk zum Ausdruck des Gleichgewichts werden aus allen den Begeisterungen und auch Zwängen, die es in sich vereinigt. Nicht zu einem vorsichtigen Kompromiss, sondern zu einem dynamischen Resultierenden aus allen den Erwartungen, die es in sich vereinigt und die es tragen.

Pascal Broulis
Vorsteher des Departements der Finanzen und der auswärtigen Beziehungen des Kantons Waadt