Architecture Suisse

LIBRE

Ein Architekturinventar, ganz im Geiste Préverts

La future Platforme 10 par Fabrizio Barozzi and Alberto Veiga © Fruehauf, Henry & Viladoms.jpg

MCBA, Die Neue Kantonales Kunstmuseum, Plateforme 10, Lausanne. Fabrizio Barozzi and Alberto Veiga © Fruehauf, Henry & Viladoms

Jacques Préverts gesammelte Gedichte „Paroles“ umfassen sein berühmtes Inventar einer bunt zusammengewürfelten Auflistung von Dingen und Themen aller Art ohne bestimmten Zusammenhang: Ein Sonnenstrahl, eine Flutwelle, sechs Musikanten, eine Tür mit Fußmatte, ein Herr, dem die Ehrenlegion verliehen wird, ein anderer Waschbär…

…Schulen, Gymnasien, drei Museen für eine PLATEFORME 10, Verwaltungsbauten, ein offenes Gefängnis und zwei geschlossene, ein Automobilzentrum mit Werkstätten, eine sehr bananenförmige Bibliothek, Hörsäle in Hülle und Fülle, ein Parlament, zwei Schlösser, Polizeiämter, ein Amt für Landwirtschaft, ein Laborzentrum, Medizin-Forschungszentren, 1024 Studentenunterkünfte, ein botanisches Gewächshaus, eine Dreifach-Sporthalle, ein Römisches Museum, ein Haus des Sports, ein Haus für die Architektur…

Dieser Inventarauszug stammt aus der Liste der zweiundneunzig Projekte, ausgeführt durch den Service Immeubles Patrimoine et Logistique und den Kantonsarchitekten – den „Hausbauer“ des Staats – und durch die Mitarbeiter der Abteilung für Architektur und Ingenieurwesen des Kantons Waadt. Ein bemerkenswertes Inventar. Eine bunte Liste der Architektur, von Gebäuden, im Dienst der Waadtländerinnen und Waadtländer sowie im Dienst des Staats. Eine notwendige Architektur für eine Demografie im Wandel, Orte und Treffpunkte des Lebens, für den Kanton und für die Hauptstadt der Genferseeregion.

Und so schreiten wir – Anwohner, Nutzer, Architekten, Bauherren – mit offenen Armen, Ohren und dem Dialog gemeinsam voran, reflektieren und zeichnen wir diese vielen verschiedenen architektonischen Werke für das Gemeinwohl und nicht etwa mit der Idee, einzelne Interessen durchzusetzen. Nach meinem Empfinden schlummern heutzutage ein gewisser Egoismus, eine Komplexität und bürokratische Scherereien in unserem Umfeld. Wir arbeiten hier und heute zusammen für unser Zusammenleben von morgen und zeichnen unsere Territorien im allgemeinen Interesse. Deshalb sollten wir dieses Abenteuer nicht über seine Dimension hinauswachsen lassen. „Paroles“ ist eine Sammlung von Gedichten. Und eine Sammlung sollte auch unser Inventar bleiben.

Emmanuel Ventura, Kantonsarchitekt


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Gymnasium von Renens, Dettling Péléraux Architectes © Andrea Zaccone