Architecture Suisse

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Architektur öffentlicher Bauten im Wallis, ein gelungenes Beispiel?

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Die Zunkünfte HEV'S in Sitten © Évéquoz & Ferreira Architectes

Als Walliser Kantonsarchitekt über die Architektur der öffentlichen Bauten sprechen zu können, ist ein Glücksfall. Wie es schon in der Nummer 7-8 der Zeitschrift werk, bauen+wohnen Spezial Wallis hiess, ist unser Kanton ein Beispiel in Sachen öffentlicher Architektur.

Wir erben heute von der visionären Politik Bernard Attingers, Kantonsarchitekt von 1978 bis 2007. Er hat ohne Unterlass daran gearbeitet, dass Wettbewerbe bei allen staatlichen Bauten obligatorisch wurden. Dies scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein in einem Kanton, der sich für beispielhafte Architektur einsetzt. Attinger hat jedoch das Obligatorium für Wettbewerbe auf Gemeindeebene eingeführt, sobald es sich um ein subventioniertes Bauwerk handelte. Die kantonale Mithilfe bei der Organisation der Wettbewerbe und die Festschreibung in den Regeln hat jedoch eine Art Amalgam geschaffen, das praktisch allerseits akzeptiert wurde. Abgesehen von der zweifellosen Qualitätssteigerung der Projekte beim Wettbewerb zwischen Architekten entsteht daraus auch die Möglichkeit, auf die wirtschaftlichen Aspekte Einfluss zu nehmen in der Phase, wo der Hebelarm am grössten ist: so ist es einfach, zwischen 45 Wettbewerbsarbeiten, deren Bauvolumen um 15 bis 40% gegenüber dem Mittelwert variieren, ein wirtschaftliches Projekt herauszufinden – viel wirksamer, als später bei der Auftragserteilung 2 oder 3 Prozent Nachlass auszuhandeln.

Diese systematische Verfahrensweise erlaubt jungen Architekten, sich zu zeigen und sich einen Namen zu machen. Die schon bestehenden Büros werden dazu angehalten, sich auf hohem Niveau zu behaupten. Auf diese Weise haben wir alle wichtigen öffentlichen Bauten realisiert wie zum Beispiel die neue Hes-so in Sitten, die Erweiterung des Spitals in Sitten und die dessen in Brig – alles nach dem Muster des öffentlichen Wettbewerbs. Das ergibt eine Summe von über einer halben Milliarde Franken, die so angelegt wurden. Um das Prinzip der Wettbewerbe der Öffentlichkeit vorzustellen, hat der Kanton Wallis, zusammen mit dem lokalen Fernsehen, eine komplette Prozedur nachverfolgt, von der Einführungssitzung bis zur Preisverteilung, und hat so aufgezeigt, wir transparent und integer eine Jury bei der Auswahl der bestgeeigneten Lösung vorgeht. Ist das Ziel nicht stets, die Qualität unserer gebauten Umgebung so hoch wie möglich zu halten, um sie mit der Landschaft in Einklang zu bringen? Diese Problematik wird noch gesteigert durch die Spannung zwischen Ebene und Berglandschaft im Wallis.

Unsere Aufgabe ist es heute, diese guten und bewährten Methoden, die der Walliser Architektur zu ihrer hohen Qualität verholfen haben, weiterleben zu lassen. Einmal ist keinmal – unser Kanton ist ein Beispiel für diese Art und Weise, unsere gebauten Werte weiterleben zu lassen. Wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, müssen wach bleiben und gegen alle Argumente, die sich gegen die Wettbewerbspraxis richten, angehen. Vor allem gilt es auch den privaten Bauherren klar zu machen, dass dieses Verfahren für sie das vorteilhafteste ist.

Philippe Venetz,
Kantonsarchitekt

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Das Walliser Spital © Ferrari & GMP