Nach den tragischen Naturkatastrophen in Zentralitalien im Jahre 2016 gründete die Professorin Lorena Alessio, Architektin und Forscherin am Institut Politecnico in Turin, mit einer Gruppe von Studenten die Organisation H.E.L.P. 6,5, Housing in Emergency for Life and People. Der Zweck dieses Zusammenschlusses war, mittels neuer Technologien Lösungen zu entwickeln, mit denen temporäre Wohn- und andere Bauten errichtet werden konnten.
Ein erstes Projekt wurde zusammen mit Hiroto Kobayashi, Professor an der Keio University in Tokio erarbeitet. Zum ersten Mal in Italien wurde hier mit „kompensiertem Holz“ gearbeitet. Diese Technologie ist eine „Digital Fabrication“, mit deren Hilfe hoch präzise zusammensteckbare Elemente für Tragstrukturen hergestellt werden können. Damit erfüllen diese Produkte wichtige Anforderungen: Anpassbarkeit, Flexibilität, Durchlässigkeit und Resistenz gegen Erdbeben.
Die Struktur wird mit CAD-Methoden konzipiert und mit CNC- (digital gesteuerten) Maschinen bearbeitet, in der Fabrik oder auch direkt an Ort und Stelle, wo sie direkt zusammengebaut werden kann.
Das Ergebnis ist eine einfach verwendbare Struktur, die an sehr verschiedenartige Umgebungsverhältnisse angepasst werden kann und für alle Arten von Dimensionen taugt. Sie kann von selbst-bauenden Teilnehmern verwendet werden – kleinere Modelle können so direkt von den Bewohnern verwendet werden, indem man sie in partizipativen Workshops motiviert.
Die erste Struktur (AccuPoli) befindet sich in der finalen Bauphase in Accumoli in Zentralitalien. Auf einer Grundfläche von 200 m2 ist sie als Mehrzweckraum für kulturelle Veranstaltungen und als Begegnungszentrum für die Einwohner gedacht. Sie vervollständigt die provisorischen Wohneinheiten, die vom Zivilschutz realisiert wurden. Die Kosten für eine Struktur aus kompensiertem Okumé-Holz einschliesslich der Balken aus Fichtenholz betragen 332 Euro pro m2.
Das Projekt Accupoli besteht aus zwei Gebäuden. Bei dem grösseren handelt es sich um das Begegnungszentrum, der kleinere enthält Nebenräume und eine kleine Küche. Beim Hauptbau sind die Fassade und das Dach mit Blech verkleidet, wogegen der kleinere eine Aussenhaut aus lichtdurchlässigen Polykarbonatplatten mit guten Isolationswerten bekam, die das Tageslicht einlassen.
Dieses konkrete Beispiel von Accumoli beweist, wie mit einer solchen speziellen Bauweise eine Tragstruktur von 6 Modulen je 2.70m Spannweite pro Fassade bei einer lichten Höhe von 8.00m bezw. 4.00m in nur 6 Tagen errichtet werden konnte.
Man kann also davon ausgehen, dass das für AccuPoli entwickelte System besonders geeignet ist für die Anforderungen von Bauten, die in Katastrophensituationen erstellt werden müssen, sei es für öffentliche oder auch für private Zwecke.
AccuPoli
> ArchitekturprojektArch. Lorena Alessio
> Team Carola Novara, Francesca Turnaturi, Chiara Mezzasalma
> Strukturprojekt Ing. Roberto Bartolozzi, Ing. Luca Negri
> Projekt Haustechnik Ing. Claudio Chiocchia
> Projekt elektrische InstallationIng. Aldo Celano
> Projekt entwickelt in Zusammenarbeit mit der Keio University, Entwurf der Strukturtechnologie Prof. Hiroto Kobayashi, Keio University Kobayashi Lab, Kobayashi Maki Design Workshop, et Ing. Akira Suzuki, A.S.A.
>h.e.l.p.emergencyhouse@gmail.com, info@alessiostudio.com