Geboren 1986 in Oripää, Finnland, aufgewachsen in der Schweiz, Studium an der Hochschule der Künste in Luzern und Bern. Lebt und arbeitet in Basel. Seine künstlerische Arbeit befasst sich hauptsächlich mit zeichnerischen und installativen Mitteln, deren Kern Bedeutung und Materialität des Zeichnens und der Zeichenbildung reflektieren. Konrad Tobler schreibt in der Aeschlimann-Corti Zeitung 2018 zu einer Zeichnungsgruppe: „[...] verwandelt in grosse, mächtige Gedichte ohne Worte, dann in eine Partitur mit Pausen und Legati (eben: die Ligaturen), mit Techno-Beats und feinen Koloraturen, die unvermittelt ins Staccato wechseln.“ und „[...] die Formen könnten geradezu in Beton gegossen werden“.
Samuli Blatter, können Sie uns die tragende Idee in Ihrem Projekt für das Musikhaus in Bern erklären?
Das Projekt des Amts für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern sah vor, Künstlerinnen und Künstler für den Kunst am Bau-Wettbewerb mit der Bedingung einzuladen, dass sie sich mit der Gestaltung von audiodämmenden Vorhängen für das Musikhaus beschäftigen. Damit schränkte sich für mich mein Handlungsspielraum ein, gab mir aber gleichzeitig die Gelegenheit, mich vertieft mit der Idee von Textilien in meiner Arbeit auseinanderzusetzen. Ein einziges sich wiederholendes Motiv wird über viele Hundert Meter als gewobener Stoff zusammengefügt. Da die Vorhänge kürzer sind als das verwendete Motiv, verschiebt sich der Rapport in unregelmässigen Abständen zu einer immer wieder neu generierten Abfolge von Komposition und Rhythmus der Formen. Verschiedene Eigenschaften der Vorhänge im Bezug zur architektonischen Nutzung erschienen mir sehr wichtig: Sie haben eine spezifische Funktion, sie dämmen Licht und Klang, schützen vor der Aussenwelt und schaffen, wenn sie gezogen sind, eine Art innere Haut der Architektur. Während sich das architektonische Konzept mit der verbleibenden Aussenhülle in einer historischen Reflexion mit den ehemaligen von Roll-Werken befindet, bilden die Vorhänge eine Art innere Membran, deren Funktion sich mehr mit der zeitgenössischen Nutzung auseinandersetzt: Hülle des Klangs zu sein, der Rhythmen, Isolation und Abschirmung von Licht und Lärm sowie Raum für Konzentration und Studium zu bieten.
Dies war Ihr erstes Projekt, das mit Architektur zu tun hatte. Was war das Besondere an dieser Arbeit für die öffentliche Hand? Werden Sie auch in Zukunft mit Architekten und öffentlichen Einrichtungen zusammenarbeiten?
Kunst bedeutet immer Öffentlichkeit. Meine sonstige Ausstellungstätigkeit ist eigentlich immer eine, wenn auch oft nur entfernt, institutionell geprägte. Das spannende an diesem Kunst-am-Bau Projekt war allerdings, dass meine Arbeit eine spezifische Funktion beinhalten sollte und dass ich den Bezug zur Architektur nun nicht nur formal, sondern grundlegend reflektieren konnte. Meine Arbeitsprozesse wurden immer wieder mit den Bauprozessen synchronisiert. Während noch die Aushöhlung des jetzigen Plenarsaals stattfand und mir der leitende Architekt mit Begeisterung die Pläne zeigte, war auch ich mit einem „Aushöhlen“ in meinem Atelier beschäftigt. Als dann die letzten Feinschliffe im Gebäude gemacht wurden, war auch mein Arbeitsprozess mit den Vorhängen soweit abgeschlossen. Meine künstlerische Arbeit, die sonst im Atelier relativ solitär stattfindet, wurde plötzlich wöchentlich in einem völlig neuen System reflektiert. Dieser Widerhall war ein produktiver Motor dieser Auseinandersetzung, weil ihr mit einer Ernsthaftigkeit begegnet wurde, die das ganze Projekt immer wieder befeuerte.
Ich bin also jederzeit offen für solche Kollaborationen, wenn die Bedingungen so grossartig sind, wie sie die PH Bern, die AGG Bern, die Kunstkommission des Kantons Bern und die Architekten von Giuliani Hönger, Zürich erlaubten.