Der von Daniel Grataloup ins Leben gerufene Preis gleichen Namens, dessen erste Ausgabe wegen fehlender Teilnehmer nicht stattfinden konnte, wurde umbenannt in «Prix de Genève pour l'expérimentation architecturale-donation Daniel Grataloup» und kam diesmal zu Stande mit über 200 internationalen Teilnehmern. Er wurde ein voller Erfolg.
Der «Prix de Genève» belohnt Experimente aller Art auf dem Gebiet der Architektur. Er fördert die Forschung und die Innovation, wobei der Überwindung bestehender Stilkonventionen keine Grenzen gesetzt sind, ebenso wenig wie physischen Zwängen oder denen ihrer Nutzung. Dieser internationale mit 30'000 CHF dotierte Preis richtet sich an alle diejenigen, die Fantasie und Wagemut besitzen. Wir wünschen dem «Prix de Genève» , dass er zur Tradition wird, und freuen uns auf die zweite Ausgabe 2021.
AS präsentiert hier das im Jahr 2019 preisgekrönte Projekt des russischen Büros KOSMOS.
Das preisgekrönte Projekt ist eher eine Mehrzahl von Projekten, alle zu einem gleichen Thema, das seine Autoren besonders interessiert: Together Space - «Raum für alle zusammen». Es besteht aus 5 Realisierungen und 7 «idealistischen» Projekten.
"Architektur bedeutet nicht nur ein gut geformtes Bauvolumen, eine Fassade und eine gute Innenaufteilung. Wir glauben, dass Architektur ein räumlicher Rahmen für einen Ort öffentlichen Zusammenwirkens ist – für «Zusammensein». Wir glauben, dass Architektur den Raum darum und darinnen aktivieren soll und ihm dabei eine zusätzliche Qualität gibt. Sie soll einen Rahmen oder einen Hintergrund bieten für die Menschen, die ihre Freizeit verbringen oder arbeiten, spielen oder lernen, sich entspannen oder aktiv sind, einander begegnen oder mit sich alleine sind. Die Projekte unseres Büros sind sehr verschiedenartig, aber das Thema der Aktivierung des öffentliche Raumes und des Schaffens von «Orten öffentlichen Zusammenwirkens» bleibt meistens das gleiche. Wir haben uns entschieden, eine Gruppe mehrerer Projekte gleicher Art vorzustellen, bei allen ist das Thema der «Orte für Zusammenwirken» das gleiche: ausgeführte und auch nur «spekulative» – von der kleinen Hütte bis zu planetarischen Ausmassen.
Wir haben diese in verschiedene Kategorien aufgeteilt:
Space to Play Together (Raumgebilde, um zusammen zu spielen)
Space to Experiment Together (Raumgebilde für gemeinsame Experimente )
Space to Calm Down Together (Raumgebilde für gemeinsame Erholung)
Space to Quit Borders Together (Raumgebilde, um zusammen unsere Grenzen zu überwinden)
AIR BOX MSK, Moskau, 2017
ist ein Sportzentrum im Gorki Park. Es handelt sich um eine ««Superbox» im Zusammenspiel mit ihrem sportlichen Umfeld über ihre Metallfassade: eine «lebende Membran», die den Sportlern als Infrastruktur dient. Vier aufklappbare Öffnungen, jede in eine Richtung, haben verschiedene Funktionen. Sie aktivieren die Sportplätze um sie herum. Dabei können sie als Kletterstruktur, für Ausstellungen, als Anzeigetafeln und anderes genutzt werden.
EMA - Moskau, 2015
Hier wurden bei der Umnutzung einer ehemaligen Fabrik* die Zwischenräume zwischen den alten Blocks der Fabrik mittels einer reflektierenden Fassade aus isolierender Folie aktiviert. Dabei wurde mit einem knappen Budget Raum geschaffen für aktive Kunst, für öffentliche Vorträge, für Feste und Ausstellungen und vieles mehr.
ARTIFICIAL ARCADIA Interactive pavilion, Prag, 2019
Eine Kunstinstallation, die durch die Menschen und ihre Bewegungen verändert wird und die uns zu unserem Einfluss auf die Natur und die Umwelt sensibilisiert. Sie ist vollständig interaktiv – der Pavillon schrumpft oder dehnt sich aus je nach dem, wie sich die Menschen darin verhalten. Dieses Projekt hat den Pro-Helvetia-Wettbewerb für den Schweizer Pavillon auf der Quadriennale der Szenographie 2019 in Prag gewonnen.
ART DROP, Floating art space, Basel, 2017
Eine neue Initiative in Form einer schwimmenden multifunktionellen Plattform, die die Technologie der traditionellen Flussfähren benutzt. Sie kann sowohl als Transportmittel dienen als auch zu einer neuen Kunstplattform für die Stadt werden – die erste schwimmende Freiluft-Kunstinsel.
FREE KUDROVO, St-Petersburg
Ein Experiment zum Thema Renovierung «neuer Wohnghettos», die wir zu einem innovativen Quartier für berufliche Aktivitäten umgestalten, ohne einen Vorschriften irgendwelcher Art
In dieser Kategorie finden wir drei Projekte verschiedener Grösse: eine Wartehalle für einen Flughafen, eine öffentliche Badeanstalt und einen unterirdischen Garten – jedes Mal einen Bereich für Entspannung, um den Rhythmus herunterzufahren, nachzudenken und zu schweigen, und das alles in Gemeinschaft.
DARK GARDEN Airport lounge – Ekaterinburg, 2018
Dieses Innenarchitekturprojekt führt die Menschen zusammen - durch einen üppigen Garten, der in einer typischen Flughafenlounge liegt. Dunkelkammer: Vollständig gestrichen und mit Pflanzen und Spiegeln gefüllt, erlaubt die Lounge müden Passagieren, sich zu entspannen und sich von der hektischen Flughafenumgebung zu lösen. Dieser Raum ist eine perfekte Kulisse für Menschen, die vor dem Flug ein paar Stunden in Gesellschaft verbringen möchten oder sich zurückziehen möchten.
THERMAE URBANO Fountain transformation, Basel, 2017
Wie kann man sommerliches Leben in die kalte Jahreszeit bringen? Der Entwurf für das Winter-Thermalbad «Thermae Urbano» sieht vor, das Wasser innerhalb der Quelle aufzuheizen und so einen Ort für winterliches Badeleben zu schaffen. Eine Dampfwolke über einem kalten und leeren Quadrat, halbnackte Körper im Springbrunnen. Männer und Frauen jeden Alters, aus allen sozialen Klassen vereint in einem freudigen Ritual.
HIDDEN PARK Underground botanical garden – Basel, 2017
Hier wird vorgeschlagen, einen unterirdischen Tunnel in Basel zu einem botanischen Garten umzugestalten. Unter der Erde versteckt, aber dem Publikum zugänglich. Das Projekt sieht zusätzliche Lichtquellen vor; technische Verfahren zur Hydrokultur und zur Erwärmung des vorhandenen Mikroklimas schaffen ein feuchtwarmes Klima, in dem sich ein üppiger botanischer Garten entwickeln kann. Er lädt ein zu romantischen Spaziergängen, zu botanischer Forschung oder dazu, an regnerischen Tagen eine andere Stimmung zu erleben.
Bei den folgenden Projekten handelt es sich um «spekulative» aber verwirklichte Projekte, die sich mit den Grenzen der bestehenden Reglementierung auseinandersetzen. Von «Thread» - einer bewohnbaren Mauer an einer Grenze, die die Menschen zusammenbringt anstatt sie zu trennen, bis «Borderland», einem theoretischen Projekt von planetarischer Dimension, das nichts weniger als die Gründung eines neuen freien Landes vorsieht, und «Triangle Unbound», einen utopischen Raum ohne alle Vorschriften.
THREAD, Ungarn, 2016
In der Welt der Kommunikation und des globalen Austauschs von Kulturen sollten Mauern Menschen zusammenführen und nicht trennen. Dieses Projekt ist eine neue Art von Wand - sie zieht an, statt zu trennen. Sie stellt die physischen Grenzen in Frage und bietet uns hier eine Wand, die den Raum zwar teilt, und ihn gleichzeitig in einen funktionalen Infrastrukturraum umwandelt, der sowohl für die Unterbringung als auch für gemeinschaftliche, kommerzielle und kulturelle Aktivitäten genutzt werden kann.
BORDERLAND, Die Welt, 2018
Borderland, befindet sich an den Grenzen jedes Landes der Welt (die als Konzept veraltet und physikalisch vergeudet sind). Ein einziger, freier, globaler Korridor, in dem sich Menschen aller Nationen treffen, austauschen, teilen, erfinden, handeln; durch den sie sich frei um den Globus bewegen können. Es hat nichts von dem, was ein echter Staat tut - Regierung, Visa, dominante Religion und vor allem keine Grenzen.
TRIANGLE UNBOUND, Städtisches Zentrum – Ein Dreieck zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich, 2017
Hier kann sich jeder frei fühlen, es gibt keinerlei Regeln. Lärm machen, Events organisieren, kaufen und verkaufen, kreativ sein – alles ist erlaubt. Gesellschaftliche Prozesse werden gefördert. Dies ist kein Projekt als solches, sondern eine Studie für Deregulierung.