Architecture Suisse

EDITO, ANMERKUNG DER REDAKTION

Edito & Anmerkung der Redaktion

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« SOGNO DI ITALIA » © GAETANO BOCCIA ( WWW.INSTAGRAM.COM/_PDDA/)

Originaltext in Italienisch am unteren Rand der Seite  / testo originale in italiano a fine pagine

Die Architektur ist eines der grossen Themen in den Beziehungen zwischen der Schweiz und Italien. Seit Jahrhunderten sind wir Zeugen einer ständigen Interaktion: Theoretische Wege werden miteinander verwoben, Erfahrungen ausgetauscht, menschliche Beziehungen geknüpft, gemeinsame Werke geschaffen. Sie sind der Nährstoff für immer neue gemeinsame Projekte und festigen die gegenseitigen Beziehungen und Bindungen auf allen Ebenen.

Sich mit der Architekturgeschichte der beiden Länder zu beschäftigen bedeutet aber nicht nur, sich in die Kunst des Bauens zu vertiefen, ausgeführte Werke zu würdigen und deren bedeutende Urheber und Ausführende kennenzulernen. Es heisst auch auch sich bewusst zu machen, wie viel gemeinsames Schicksal in der kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Geschichte Italiens und der Schweiz besteht. Dies ergibt sich schon beim ersten Blick auf die Geschichten der einzelnen Akteure dieser Historie: individuelle Schicksale von Migration, Armut und Reichtum, Elend und Ruhm, handwerklichem Können und künstlerischem Genie.

Diese Beziehungen kannten und kennen keine Grenzen zwischen unseren beiden Ländern. Sie sind seit Jahrhunderten ein Grund für Vergleich, Inspiration und gegenseitige Befruchtung, mit einem einzigen Ziel: Werke von hervorragender Qualität zu planen und zu bauen, unabhängig von der Herkunft der einzelnen Talente, die daran beteiligt sind und mit Auswirkungen, die nie die «Grenze» überschritten haben.

Tessiner Architekten spielten und spielen eine unbestreitbar wichtige Rolle in der Geschichte der Architektur, insbesondere in Italien. Und das Produkt dieser Werkstatt steht vor unseren Augen, in den prächtigen Bauten in schönen italienischen Städten, auf den wichtigen Seiten der Architekturgeschichte, in Bauwerken, die zu  internationalen Konstruktionsmodellen und Referenzen wurden.

Die Erklärung von Davos, die vor drei Jahren verabschiedet wurde, bietet uns eine weitere Plattform, um dieses reiche Erbe an Erfahrungen und Wissen zu erweitern, ihm eine Perspektive und aktuelle, greifbare Möglichkeiten zu geben. Mit der Förderung der Davos-Deklaration beabsichtigt die Schweiz, ein klares Zeichen zu setzen und die Baukultur in den Mittelpunkt der internationalen Diskussion zu stellen. Das Konzept der Baukultur zielt strategisch darauf ab, das Bewusstsein dafür zu schärfen, was es bedeutet, heute zu bewahren und zu bauen, und dies nicht nur aus einer berufsbedingten Sicht, sondern auch und vor allem als zentrale politische Überlegung für uns, für heute und für zukünftige Generationen. Baukultur bezieht Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes mit ein und ist eng mit Entwicklungsfragen verbunden. Dies sind Themen von globaler Bedeutung, und die Tatsache, dass im Jahre 2018 Vertreter aus dreissig Staaten, darunter Italien, der Einladung des Schweizer Kulturministers, Bundesrat Alain Berset, gefolgt sind und an der ersten Konferenz in Davos teilgenommen haben, ist ein ermutigendes Zeichen. In den letzten drei Jahren haben eine Reihe wichtiger internationaler Treffen mit dem Ziel der konkreten Umsetzung der Davoser Erklärung stattgefunden. Es ging darum, die Herausforderungen zu diskutieren und neue, noch innovativere Wege aufzuzeigen, um Schritt für Schritt zu einer hochwertigen Baukultur in Europa zu gelangen. In diesem komplexen Prozess, an dem eine Vielzahl von Akteuren beteiligt ist, nimmt die Figur des Architekten eine wesentliche Rolle ein: Wir haben das Privileg, in der Schweiz und in Italien über renommierte Akademien, Fachhochschulen und Universitäten zu verfügen, die durch ihr hochqualifiziertes Lehrpersonal einen grundlegenden Beitrag zur Ausbildung und Forschung geleistet haben und weiterhin leisten, die sich gegenseitig bereichern, neue Grenzen ausloten und die Zukunft der Architektur mit besonderem Augenmerk auf Nachhaltigkeit und Qualität gestalten.

Die Liste der Autoren der zweiten Auflage des AS-«Diario d’Italia» ist lang und von hohem Rang. Das Italien-Tagebuch offenbart Nischen und Erlebnisberichte, die nicht oder nur unvollständig bekannt sind. Wir werden zu einer imaginären oder realen Reise entlang der Halbinsel oder zwischen Seen und Bergen in der Schweiz eingeladen, um architektonische Schätze in beiden Ländern zu entdecken. Mein herzlicher Dank gilt daher allen, die an der Erstellung dieses Bandes mitgewirkt haben, dem Professor Dr. Salvatore Aprea von der EPFL und dem Herausgeber der erfolgreichen Schweizer Architekturzeitschrift AS, Federico Krafft-Gloria.

Rita Adam

Botschafterin der Schweiz in Italien, Malta und San Marino


1 WWW.DAVOSDECLARATION2018.CH
2 HTTPS://WWW.BAK.ADMIN.CH/BAK/IT/HOME/BAUKULTUR.HTML

 

 
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SCHWEIZER BOTSCHAFT IN ROM

ANMERKUNG DER REDAKTION

 

 

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Die zweite Architekturreise der „Diario“-Serie führt uns nach Italien. Ein erstes feines musikalisch-architektonisches Prelude dieser Serie haben wir Ihnen 2020 mit Brasilien vorgestellt. Dieses Mal laden wir Sie ein zu einer italienischen Oper, deren Programm wie ein Reiseroutenplan von der Schweiz quer durch Italien aufgebaut ist. Es geht auf eine kurze, intensive Reise mit intensiven Eindrücken - vielleicht für mancherlei zu intensiv - in einem Land, das so nah und zugleich so fern von unserem ist. Ein wunderschönes und grossartiges, andererseits auch manchmal skandalöses und für unser Verständnis so komplexes Land, das seinen jungen Menschen, vor allem im Süden, noch längst nicht alle Möglichkeiten bietet, offensichtliche Talente zum Ausdruck zu bringen. Ein Land, mit. dem die Schweiz einen starken und dauerhaften Austausch pflegt.

Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg von der Schweiz ins Nachbarland, genauer genommen in Zürich, mit dem Zentner Haus des italienischen Architekten Enrico Scarpa. Danach machenwir uns ein paar historische Notizen im Acm der EPFL und im Archivio del moderno der USI,, lesen ein paar Zeilen über den Einfluss Italiens in den 70er und 80er Jahren im Waadt und steigen in den „Pendolino“ ein am Bahnhof von Vevey, restauriert von Tempesta Tramparulo, in Richtung Lombardei und Venetien, Dort besuchen wir das Centro Helvetia in Mailand, sehr feinfühlig erweitert von Meili & Peter im Jahr 2009, die Biennale und den Schweizer Pavillon, bekommen Einblick in die Gedanken von Stefano Boeri und Alberto Caruso über die Architektur und Italien, erkunden den neuen Stadtteil von Treviso, erdacht von Botta. Danach geht es mit dem Zug weiter gen Westen nach Turin, um die Restaurierung der OGR (Officine Grande Riparazioni, ein ehemaliger Industriekomplex für die Herstellung und Wartung von Eisenbahnen) und das st.dtebauliche Projekt von Spina 3 (Parco Dora) in der Nähe der Kirche  Santo Volto von Mario Botta (2004) zu entdecken. Wir werden den Fotografen Gabriele Basilico bei Camera - Centro italiano per la fotografia wiederfinden und neu entdecken.

Anschliessend überqueren wir Pianos „Ponte“ nach Ligurien und in Boeris Projekt den Opfern der Morandi-Katastrophe huldigen. Wir werden einen Abstecher machen, um die drei Brücken und den Bahnhof von Calatrava in der Emilia-Romagna zu begutachten. Anschliessend fahren wir in die Toskana, wo wir die herrlichen „Cantine Antinori“ des Büros Archea besuchen werden. In Rom angekommen, werden uns die Öffentlichen Verkehrsmittel positiv überraschen. Daraufhin besuchen wir Neapel und die Ingenieursfakultät in Cosenza. Auf unserem Weg finden wir die Salerno-Brücken und das Maillart-System, wo wir bei einer Lesung über die „Sapore delle strutture“ (Geschmack der Strukturen) nach der brillanten Professorin Tullia innehalten. Danach eine kurze Überfahrt nach Potenza in der Basilikata, wo wir die Musmeci-Brücke im Detail bewundern dürfen, die demnächst von einem italienisch-schweizerischen Team mit Professorin und Architektin Carmen Andriani als Projektleiterin restauriert werden soll. Wir werden unsere Reise in Kalabrien fortsetzen, einer komplexen und m.chtigen Region, mit einer grossartigen Realisierung des MORQ Büros.

Ob mit dem Auto über die imagin.re Brücke auf der Strasse von Messina, mit dem Flugzeug, oder mit dem Boot kommen wir gemeinsam auf Sizilien an und erfahren zuerst von der bewegenden Region Belice und vom Projekt des grossartigen Theaters von Pietro Consagra, das begonnen und nie vollendet wurde. Fortsetzung folgt. Durch dieses Abenteuer in Texten, Plänen und Bildern werden wir neun verschiedene junge Büros treffen, die uns Einblick in ihre Ideen in den verschiedensten Regionen Italiens verschaffen und deren Kontakte wir für m.gliche zukünftige Austausche und Kooperationen sogfältig aufbewahren und pflegen werden.

Ergänzt wird diese Ausgabe durch eine italienisch-schweizerische Umsetzung in der Kategorie Young, durch Künstler-Designer Portraits, durch eine grossartige Familientradition, die Ihnen in dieser Ausgabe ein grafisches Manifest zum Aufbewahren bietet, und durch das Fotoprojekt Urban Repost. Das Cover dieser Ausgabe wurde mit viel Talent und künstlerischem Feingefühl von Karim Noureldin (CH) gestaltet. Die Zeichnung wurde vom Fotografen Ariel Huber (CH) mit viel Liebe zum Detail gescannt. Der verwendete Schriftzug wurde von Sylvain Esposito der ECAL erstellt. Und um den künstlerischen Austausch abzuschliessen, sind die beiden Kunstwerke auf S.3 und S.91 von Gaetano Boccia (IT) und unserem langjährigen Freund Federico Babina (IT) signiert.

Unser grösster Dank geht an: Die Schweizer Botschafterin in Italien Frau Rita Adam, den italienischen Botschafter in der Schweiz Herr Silvio Mignano, Ruth Baldassare, Salvatore Aprea, Tullia Iori, Davide Fornari, Alberto Caruso, Paola Tosolini, Carmen Andriani, Stefano Boeri & Fiamma Colette Invernizzi, Lorena Alessio & Marta Bovio, Maurizio Carta, Rosario Pavia, Matteo Iannello, Stefano Hunyady, Sara Cavicchioli, Evelyn Steiner, Leo Fabrizio, Verleger und Drucker Tallone, Carlo Spinelli & Monica Poggi, Giovanna Calvenzi Basilico, Carlotta Pittaluga Calvi, Michelle Rocco, Isabella Sassi Farìas & Urban Repost, Irene Previdi Wasserman & Fulvia Vietti, Antonino Tramparulo, Cristina Calì, Francesco Poma, Lena Spadavecchia, Sara Nieddu & Francesca Galleone. Besonderer Dank gilt dem Redaktionsteam von AS und Pro Helvetia für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Sonderausgabe. Dies ist unsere Hommage an Italien.

Buon viaggio, sereno e senza mascherine! Prossimo viaggio nel 2022, per i 50 anni di AS.

Federico Krafft-Gloria


L’Architettura è uno dei grandi temi nelle relazioni tra la Svizzera e l’Italia. Da secoli si assiste ad un’interazione incessante: si intrecciano percorsi teorici, ci si scambia esperienze, si tessono rapporti umani, si realizzano opere insieme, che sono alimento per sempre nuovi progetti comuni, nel continuo consolidamento, a tutti i livelli, di rapporti e legami reciproci.

Frequentare la storia dell’Architettura tra i due Paesi significa però non solo addentrarsi nell’arte del costruire, apprezzarne le opere realizzate, conoscerne artefici e maestranze di grande valore, significa anche rendersi consapevoli di quanto destino comune ci sia nella storia culturale, politica, economica e sociale di Italia e Svizzera. E’ un risultato a cui si giunge immediatamente, al primo sguardo sulle vicende dei singoli artefici di questa Storia: vicende individuali che raccontano di migrazioni, di povertà e di ricchezza, di miseria e di gloria, di abilità artigianale e di genio artistico.

Questi rapporti non hanno conosciuto e non conoscono frontiera tra i nostri due Paesi e costituiscono da secoli terreno di confronto, ispirazione e reciproca fecondazione, con un unico scopo: progettare e realizzare opere d’eccellenza, senza riguardo alla provenienza dei singoli talenti che vi partecipano, con impatti, appunto, che non hanno mai incontrato il “confine”.

In questo, gli architetti ticinesi hanno rivestito e rivestono un ruolo innegabilmente importante, di assoluta rilevanza nella storia dell’architettura, italiana in particolare. E il prodotto di questa fucina è sotto i nostri occhi, nelle magnifiche realizzazioni presenti in città italiane bellissime, pagine importanti della storia dell’architettura, realizzazioni dalle quali si sono ricavati modelli e riferimenti costruttivi internazionali.

La Davos Declaration1, adottata tre anni fa, ci offre un’ulteriore piattaforma per valorizzare questo ricco patrimonio di esperienze e di conoscenze, dandogli prospettiva e sbocchi attuali e tangibili. Con la promozione della Davos Declaration la Svizzera ha voluto lanciare un chiaro segnale e mettere al centro della discussione internazionale la Baukultur. Il concetto di Cultura del costruire mira in modo strategico ad accrescere la consapevolezza di cosa significhi oggi conservare e costruire, non solo dal punto di vista settoriale o professionale, ma anche e soprattutto come riflessione politica centrale per noi oggi e per le future generazioni. La Baukultur2 incorpora tematiche di sostenibilità e di salvaguardia dell’ambiente e si confronta strettamente con le questioni dello sviluppo. Sono temi che hanno un’importanza globale e il fatto che rappresentanti di trenta Stati, tra cui anche l’Italia, nel 2018 abbiano accolto l’invito del Ministro della cultura svizzero, il Consigliere federale Alain Berset, e partecipato alla prima conferenza a Davos, costituisce un segno decisamente incoraggiante. Negli ultimi tre anni si sono susseguiti una serie di importanti incontri internazionali, volti all’implementazione concreta della Davos Declaration, per discutere le sfide e tracciare nuove e ancora più innovative vie per arrivare passo per passo ad una high-quality Baukultur in Europa. In questo complesso processo che coinvolge un largo numero di attori, la figura del o della architetto assume un ruolo essenziale: abbiamo il privilegio che in Svizzera e in Italia vi sono prestigiosissime Accademie, Politecnici e Università che attraverso il loro corpo docente altamente qualificato hanno dato e danno un contributo fondamentale nella formazione e nella ricerca, arricchendosi reciprocamente, esplorando nuove frontiere, forgiando il futuro dell’architettura con un’attenzione particolare verso la sostenibilità e la qualità.

L’elenco degli autori e delle autrici della seconda edizione del Diario AS è lungo e di alta levatura. Il Diario d’Italia rivela angoli e testimonianze non completamente noti, se non addirittura sconosciuti, e siamo invitati a compiere un viaggio immaginario o reale lungo la Penisola o tra laghi e monti in Svizzera, alla scoperta di tesori architettonici nei due Paesi. Rivolgo, dunque, un sentito ringraziamento a tutti coloro che hanno voluto contribuire alla realizzazione del presente volume, al Dott. Salvatore Aprea, EPFL, e all’Editore della fortunata Rivista Architettura Svizzera Federico Krafft-Gloria.

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