Architecture Suisse

EDITO

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ANNE HOFFMANN: SECHS PLAKATE FÜR „WISSENSCHAFT, KÜNSTE + ALLES ANDERE, EIN ÖFFENTLICHES SYMPOSIUM“ IM MUSEUM FÜR GESTALTUNG BASEL, 1990

Liebe AS-Leserinnen und -Leser, für diese zweite Ausgabe des Jahres haben wir uns entschieden, verschiedene kreative Frauen zu würdigen, die sich auf unterschiedliche Weise für die Architektur engagieren.

Die Frau, die wir mit AS zuerst in Verbindung bringen, ist Mita Krafft-Gloria. Mita war eine strahlende, grosszügige und starke Frau, die ihre Leidenschaft für AS und die Architektur mit ihrer Rolle als Mutter zu vereinen wusste. Mita setzte sich stets für Gleichheit und Anerkennung ein, aber ohne Konkurrenzdenken. Ein Bündnis, beruflich manchmal sentimental, aber ein gleichberechtigtes Bündnis. Sie hat zeitlebens an Anthonys ursprüngliches Projekt und seine redaktionelle Arbeit geglaubt und es nach ihm fortgeführt. Respekt vor dem Wissen anderer, des anderen Geschlechts, aber auch der anderen Kultur, und vor der Religion waren ihre wichtigsten Werte. Heute wie in der Vergangenheit haben viele brillante Frauen AS getragen: Eliane Rodel (Architektin und Chefredakteurin), Maria de Gibert (Grafikdesignerin), Laura von Hagen (Redakteurin für Kunst und Kultur und .bersetzerin), Lucia Caro (französisches Lektorat), Florence Auras (Architektin und Chefredakteurin 2005- 2015) und Myriam Hofer (Grafikdesignerin 2010-2015). Aber auch die Frauen, die regelmässig mit uns zusammenarbeiten: die Kunstkritikerin und Journalistin Françoise Jaunin mit ihrer poetischen Feder, Irina Davidovici und ihr Team (Gta-Archiv) und für diese Ausgabe eine neue Feder: Karine Tissot (Kunsthistorikerin). Die Frauen in unserem Komitee: Marie-Claude Betrix, Patricia Capua Mann, Doris Waelchli, Marianne Burkhalter. Ihnen allen gilt mein aufrichtiger Dank. Nicht zu vergessen sind natürlich all die Architektinnen, die das Land gestalten. In jetziger Ausgabe Ira Piattini, Angela Deuber, Sarah Cavicchioli und Luciana Diaz (Studio SML).

Wir beginnen diese Ausgabe mit einem Profil der Künstlerin Marie Velardi, die uns die vier Titelbilder des Jahres liefert. Ausserdem stellen wir Juliette Roduit, eine junge Innenarchitektin aus Genf, und die grossartige Anne Hoffmann vor, die uns seit Jahrzehnten ihre schlichte und elegante Grafik in einer fantastischen Kunst- und Architektursammlung darbietet. Unser drittes „Im Gespräch mit“  ist der Fotografin Sophie Huguenot zu verdanken (geschrieben von Leo Fabrizio), und wir widmen eine kurze Hommage an Katharina Schober, die Leiterin der Espazium-Gruppe (Tec21, Tracés, Archi).

Zum Abschluss finden sich in unserer Rubrik „Historia“ zwei Zeugnisse über Flora Ruchat-Roncati (1937–2012), deren 10-jährigen Abschied wir 2022 feierten. Wir bemühen uns stets um ein ausgewogenes Verh.ltnis zwischen den Projektarten, Sprachregionen und Geschlechtern. Für diese Ausgabe illustrieren zehn realisierte Projekte unsere Architekturlandschaft. Abschliessend machen wir einen kurzen Abstecher nach Ägypten. Auf einer kürzlichen Reise in den Sinai hatte ich nämlich das Glück, einen jungen und brillanten Architekten zu treffen: Ahmed Ossam Saafan. Ich schätzte seine architektonische Vision, seine sozialen Werte und seine Nachhaltigkeit. In einem komplexen Land sind die Probleme des Architekten ähnlich wie bei uns, wenn auch intensiver und kurvenreicher: Gebietsanalyse, Kreation, Verhandlungen, politischer Druck, Budget und Kompromisse. Der Architekt hat es geschafft, in einem Armenviertel von Kairo eine gelbe Perle für die Kultur zu schaffen... Gro.artig! Entstanden ist eine schlichte Architektur

im Dienste der Gemeinschaft in ihrer ganzen Pracht. Am anderen Ende der Welt schauen wir auch in Kanada vorbei, mit einem temporären Hüttenprojekt (Hayspace) in Winnipeg, von den zwei Studenten Philipp Gmür (ETH Zürich) und Hugh Taylor (Harvard). Ihnen allen einen sch.nen Sommer!

N.B. Der Titel des Titelbildes dieser Ausgabe von Marie Velardi:

„Coastal Realignment (...)“, 2016 ˝ C. Cortinovis

Federico Krafft-Gloria