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Je résonne, tu résonnes, il raisonne: Anmerkung zum Wettbewerb für das Gymnasium von Nyon

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Die Kontroverse, die der Wettbewerb für das Gymnasium von Nyon (den im Kanton niedergelassenen Architekten vorbehaltener Wettbewerb) diesen Frühling ausgelöst hat, bezieht sich vor allem auf eine seit zwanzig Jahren - seit der Landesausstellung 1964 andauernde lokale Situation, die durch die fehlende Architekturpolemik charakterisiert ist. Es handelt sich diesmal nicht um eine Opposition gegen den Abbruch eines Quartiers odereines einzelnen Gebäudes, sondern vielmehr um die Realisierung eines Projekts. Seit der Veröffentlichung der Wettbewerbsresultate im Mai 1984 sind etwa zwanzig Artikel, offene Briefe, befürwortende und ablehnende Kommentare.in der Westschweizer Tages- und Wochenpresse publiziert worden. Diese Artikel zielen direkt auf das mit dem ersten Preis.ausgezeichnete Projekt, das zur Ausführung bestimmt ist. Zahlenmassig sind die ablehenden Meinungen den befürwortenden überlegen. Bevor wir zu argumentieren beginnen, ist es wichtig vorauszuschicken, dass die Heftigkeit der Debatte von drei Faktoren herrührt: 1. von der Diskussion über das waadtländische Schulsystem und seine Reform, 2. von dürftiger politischer Kultur in Sachen Architektur, 3. vom Streit innerhalb des liberalen Berufs selbst. Die Punkte 1 und 2 tohrèn zu folgendem Paradox: Wahrend die zahlenmassig überlegene Rechte damit beschäftigt ist, den Zutritt zur Mittelschule wie ihren Augapfel zu hüten, und deshalb eine vorzeitige Selektion zu Ungunsten der unterprivilegierten Kinder organisiert, folgert die Linke daraus, dass das prämierte Projekt die -konservative Ideologie illustriert und bestätigt. Der parlamentarische Streit zeigt, dass die Linke ein Projekt, das in seinem starken Figurcharakter und ausgeprägtem «poché» behandelt worden ist, als «gefängnishaft und freiheitstötend» bezeichnet. Architekten dagegen, die langdauernde Beziehungen zu den Mächtigen pflegen, lassen fehlendes Unterscheidungsvermögen erkennen, wenn sie der Zeichnung des Preisträgers «volle Regression» anlasten. Das bedeutet automatisch das Zurückgreifen auf schon Gehabtes, zum Beispiel dass die waadtlandische Schule als gebautes Objekt ein konstruktives System wie ein Legospiel zeigt oder dass sie wie eine molekulare Struktur mit breiten, flachen und terrassenförmig aufgehängten Quadern gebaut wird : Man spricht dann von Bescheidenheit und Einpassung in die Landschaft. Auf die Schikane innerhalb des Berufsstandes selbst einzutreten, scheint unnötig. Es ist bekannt, dass die liberale Einrichtung des Architekturwettbewerbs auf der moralischen Erfüllung des Wetteiferns und des Fair Play beruht. Man weiss auch, dass der «Tag danach» bei Wettbewerben oft bittere Enttäuschung mit sich bringt, was fm Affekt kriminelle Handlungen auslösen kann.

Das umstrittene Projekt sieht wie eine Reverenz an Mario Botta und an die Arbeit der Tessiner Architekten aus. Mangeat zeichnet eine Gitarre, um die Lektion von Galfetti zu singen: dass die Architektur das Territorium baut; die-Lektion von Snozzi: dass eine energische Abbildung (siehe die Dachau'fsicht) die soziale Notwendigkeit des Monuments darstellt; die Lektion von Vacchini: dass die Schule ein Stück der Stadt ist; die bedeutende Lektion von Botta, gefunden bei Kahn und Le Corbusier: dass die architektonische Komposition «Primärformen»zusammenfügt. Dieses Verbundenheit mit dem Tessin ist nicht ein Plagiat, sondern als inspirierende Kraft dröhnt sie wie ein Donner im waadtländischen Hjmmel, dort, wo die Adjektive monumental und symmetrisch meistens den Hauptanklagepunkt bedeuten, der auf. immer und ewig zu verdammen sei. Auf der Seite der Vereinigungen beobachtet man die tiefe Spaltung in der«Section Romande» des BSA und daneben die versöhnlibhe Haltung des waadtländischen Zweiges des SIA, der besorgt is.t, innerhalb des freien Wettbewerbs unter dem Schiedsgericht des Kantons die Integrität jedes einzelnen wiederherzustellen. Nun, der Schwerpunkt des Projekts von Mangeat liegt in einem zentralen Innenhof, der auf der Seite des Geländeeinschnitts gelegen ist. Über diesen führt die Bahnlinie-die Gymnasien werden von der Bahn gefördert. Die lineare Komposition lehnt sich an den Bahndamm an,.um eine Reihe von zusätzlichen Räumen zu bilden. Das Projekt arbeitet hauptsächlich mit dem Schnitt, zum Beispiel was die Lichtführung betrifft. Die Seitenfassaden ordnen sich den beiden dominierenden Elementen unter: dem forumartigen Hof und der Eingangsbrücke, die in der geographischen Achse des kanalisierten Baches liegen. Der Madrider Architekt Raphael Moneo spncht von der Notwendigkeit des «Figurcharakters» (figuration) der Architektur. Im Falle des Gymnasiums von Nyon ist dieses Abbild wesentlich - in einer Umgebung, in der das einzige grosse Monument aus der Verwirklichung eines «Mammut»-Handelszentrums hervorgeht Dass die Schule hier ihre zentralisierende Gegenwart markieren soll, scheint uns als öffentliche Antwort auf die unkontrollierte «Zerbauung»der Stadt nicht unerwartet.