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Im Papierkorb der Jury…

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Die Mülleimer der Reichen sind die Speisekammern der Armen, und Anzeiger des Sättigungsgrades der Herrschaften. So sind gelegentlich die Papierkörbe von Wettbewerbsjurys Fundgruben. Es gibt leckere Bissen, die der Hausherr, vollgestopft mit jeder Art von gastronomischen Prachtstücken, nicht zu schätzen wusste und nachlässig weggekippt hat. Hier einen davon, gefunden von der AS-Redaktion unter den «Ausgeschiedenen im ersten Rundgang», noch eingewickelt in den schmeichelhaften Bericht, der ihn zusammen mit einer Fülle von anderen, schwer verdaulichen Speisen präsentierte. Diese verblieben als Tagesteller beim Kantinenschmaus, der Gelegenheit halber Architekturwettbewerb genannt.

Salenstein, einstiger Aufenthaltsort von Napoleon am Untersee im Thurgau, ist eine wachsende Gemeinde. Als Ersatz für das alte Schulhaus am «Hofplatz» wurde ein Projektwettbewerb auf einem Grundstück am südlichen Dorfrand ausgeschrieben. Unter den eingereichten Arbeiten ist die Haltung der Architekten Ivo Frei und Richard Mostert trotz, oder gerade wegen der Nichtberücksichtigung durch die Jury erwähnenswert. Ihr Vorschlag versucht das ganze Areal zu reorganisieren und geht somit über die gestellte funktionale Aufgabe hinaus. Ihr Projekt nimmt Stellung zur Situation des Dorfrandes und hebt diesen durch verschiedene Eingriffe heraus. Es entsteht ein Ort mit klar definierten Aussenräumen. Horizontale und vertikale Bewegung sind einander zugeordnet. Unterstrichen wird das Ganze von einer Baumreihe, die sich entlang der Bauzonengrenze vom Dorf her bis zur Geländekante hin erstreckt. Der gebaute Aussenraum findet hier seinen Abschluss. Unter Einbezug der Topographie und die Stellung der Baukörper wird der zentrale Platz zum räumlichen Element. Die Schule ihrerseits reflektiert das Thema des Überganges. Platzseitig, hinter einer transparenten Haut, ist der Bewegungsraum durch die eingeschobene Bibliothek akzentuiert. Die Schulräume liegen hinter einer raumhaltigen Mittelwand. Die zweiseitig belichteten Klassenzimmer, als Körper im Obergeschoss vom Boden abgehoben, sind dem freien Feld zugewandt. So entsteht ein Dialog zwischen gebauter Struktur und Natur am Übergang vom Dorf zur umgebauten Landschaft ohne Rückgriff auf «dorf bauliche»1 Formalismen. Die Redaktion

1. Preis / 1er prix - Gundlach + Grandits ... Gebäudevolumen sehr schön in die Geländeform eingepasst. Gut proportionierte Fassaden beruhigen die versetzten Pultdachformen.

Der Teil der Neuenburger Bevölkerung, der sich am 27. und 28. Oktober an der Abstimmung beteiligt hat, hat das Projekt mit 68% der Stimmen abgelehnt. Wenn auch dem ausgezeichneten Entwurf der 1. Preis durch die Jury zuerkannt wurde, so bremsen doch, in diesem Fall, die Bewohner Neuenbürgs die kulturelle Entwicklung ihrer Stadt. Aber der Kampf geht weiter, das kündigt die örtliche Bewegung zur Unterstützung des Theaterbaus an. Hoffen wir das Beste ! Die Redaktion