LIBRE

Let's Play

EINE SPIELERISCHE REISE DURCH DIE KREATIVE SCHWEIZ

INTERVIEW LAURA VON HAGEN
FOTOS CHRISTIANE NILL & LIONEL HENRIOD

www.letsplayproject.ch

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LET's PLAY ist ein Spiel und eine Entdeckungsreise, welche auf spielerische Weise die Schweizer Kreativität offenbart. Art Director, Christiane Nill und der Fotograf Lionel Henriod luden 100 Architekten, Designer und Künstler dazu ein, die Kreativität der kulturell so unterschiedlichen Schweiz anhand eines Spiels mit Holzklötzen einzufangen. Der Spieler entwirft mithilfe von 270 Steinen innerhalb von dreißig Minuten eine Komposition auf einem vorgegebenen Rechteck. Dabei müssen zwingend drei Stücke einbezogen werden, die sein Vorgänger für ihn ausgewählt hat. Diese drei Klötzchen spielen die Rolle einer Stafette und verbinden die Teilnehmenden untereinander; zugleich dienen sie auch als Anregung.

„Wir wollten ein weit gefächertes Panorama der Schweizer Kreatifszene von Jungtalenten bis zu international schaffenden Künstlern darstellen.”, erklärt Christiane. „Holzbausteine zählen zu den ältesten bekannten Spielsachen und bedeuten für uns alle eine Rückkehr in die Kindheit. Die Komplizenschaft jener Spieler, die im Team arbeiteten war erstaunlich. Jeder übernahm seine Rolle und so verlief das Bauen reibungslos trotz zeitlicher und räumlicher Einschränkungen und dem Zwang der Spielregeln. Diese Herausforderungen anzunehmen und zu bestehen ist nicht offensichtlich.” Das Buch der beeindruckenden fotografischen Sammlung der Kreationen und ihren Kreateuren erschien im September 2016, parallel zur Ausstellung am Festival Images in Vevey.

TAMAGOTCHI - DURISCH + NOLLI

Herr Nolli, Sie und Architektin Pia Durisch haben das Tamagotchi konstruiert. Wie kam es zu dem Titel?

Aldo Nolli. Wir haben eine architektonische Persona gebaut, eine Architektur mit Ausdruck und Charakter, der sie lebendig macht. Wir haben nach einen Namen gesucht, der diese definiert und an eine Art Haustier und treuen Gefährten erinnert. Tamagotchi ist ein elektronisches Spiel der 90er Jahre, welches das Verhalten eines kleines Tiers oder Kindes nachahmt. Genauso wie ein Architekturprojekt, welches uns viele Jahre begleitet und wächst, verlangt es Fürsorge und Aufmerksamkeit.

A.N. Verlief der Bauprozess des Tamagotchi intuitiv oder durchdacht? Setzen Sie diese Methodik auch in ihren gemeinsamen Projekten um? Der Prozess verlief intuitiv im Anschluss auf eine kurze Phase der Reflexion, in der wir Blicke und Worte austauschten. Diese Methodik wenden wir auch in unseren Projekten an, auch wenn die Projekte um einiges komplexer und die Reifezeit viel länger ist. Wir waren uns einig einen ausdrucksstarken architektonischen Organismus zu schaffen. So haben wir die Struktur abwechselnd wie in ein Gesellschaftsspiel gebaut. Zwei verschiedene Gedankenansätze ergänzen sich und werden eins.

Spontanität und limitierte Zeit - sehen Sie das als Herausforderung oder Chance?

A.N. Um ein qualitativ hochwertiges Resultat zu erzielen, sollte Spontanität durch Wissen gesteuert sein. So definiert Baudelaire das Konzept des kreativen Genies in seinen wunderschönen gesammelten Schriften „Ecrits sur l’Art”: „Le génie n’est que l’enfance retrouvée à volonté, l’enfance douée (…) de l’esprit analytique qui permet d’ordonner la somme de matériaux involontairement amassée.” In diesem Sinn liegt die Herausforderung in der Erkenntnis und der Fähigkeit, das kreative Genie zu kontrollieren.

In unserer Auseinandersetzung mit einem Entwurf unterscheiden wir zwei Arten von Gedanken, die aufeinander einwirken und Bilder hervorbringen: Die erste besteht darin, alles als neu zu betrachten, und mit Hilfe der Imagination alle Impulse, die vom Vorhandenen ausgehen, zu bearbeiten, ohne Vorurteil, so, wie wenn sich ein bestimmtes Problem zum ersten mal stellen würde, mit der typischen Begeisterung der Kinder. Die zweite, besteht in unserer Praxis und Erfahrung, in unserer beruflichen Kompetenz, die wir im Laufe der Zeit gesammelt haben und aus den Materialien unserer Erinnerung: bestand, evolution, tradition, referenz, geschichte.

PROF. LUIGI SNOZZI

www.letsplayproject.ch

" Let's play "

Christianne Nill & Lionel Henriod.
Ed. Till Schaap / Genoud / Visarte Vaud