Jedes Gebäude muss unterhalten werden, sonst wird es früher oder später zur Ruine oder zum teuren Sanierungsfall. Es wäre wider alle ökonomische und denkmalpflegerische Vernunft, einfach abzuwarten, bis die alten Häuser irgendwann vergammeln. Was kostet dieser Unterhalt, pro Jahr und für alle Baudenkmäler der Schweiz?
Gemäss Bundesamt für Statistik gibt es in der Schweiz rund 75'000 definitiv geschützte Gebäude, was rund 3.5% des gesamten Gebäudebestandes entspricht. Dazu kommen weitere 200‘000 Gebäude, die provisorisch in einem Inventar figurieren. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass sich der mittlere Unterhaltsaufwand schwierig beziffern lässt, dies allein schon wegen der grossen Heterogenität der erfassten Bauten (vom kleinen Schopf bis zum grossen Schloss oder Palast). Zudem werden Durchschnittswerte stark von einigen wenigen Extremfällen beeinflusst. Geht man im Sinne einer vorsichtigen und sicher nicht übertriebenen Schätzung von jährlich 10‘000 Franken pro Objekt aus, so ergibt sich ein globaler Aufwand von zwei bis drei Milliarden Franken pro Jahr.
In diesen Summen sind sicher auch Ausgaben enthalten, die vor allem der Verbesserung des Wohnkomforts dienen. Zu Sorgen Anlass gibt dennoch der geringe Anteil der Beiträge der öffentlichen Hand, die – inflationsbereinigt – sich im Lauf der letzten 20 Jahre zudem ungefähr halbiert haben. Mit Bundesbeiträgen von rund 30 Millionen pro Jahr und Beiträgen der Kantone und Gemeinden in unbekannter Höhe machen diese kaum mehr als ein bis zwei Prozent aus. Die Hauptlast der Unterhaltskosten tragen somit allein die Eigentümer(innen). Anders als früher, als die Denkmalpflege auch finanziell unterstützend auftrat, wird sie von vielen daher vor allem als Befehlsgeberin und Kostentreiberin erlebt. Umso wichtiger wäre unter den genannten Umständen der sparsame Einsatz der verfügbaren Mittel. Aber genau hier hapert es oft und massiv. Ein grosser Teil der verfügbaren Mittel fliesst heutzutage in einige sensationelle Prestigeobjekte, etwa hervorragende Sakralbauten oder Patrizierhäuser. Hier werden meistens Spitzenarchitekt(innen) eingesetzt, die sich gewöhnt sind, nicht aufs Geld schauen zu müssen, zumal am Ende ohnehin die öffentliche Hand bezahlen wird. Wie generell in der Schweiz bei Bauten der öffentlichen Hand, wird hier unbekümmert Geld ausgegeben, das leider anderswo fehlen wird. Beeindruckend ist etwa der Aufwand, der in Zürich für zwei bestens erhaltene Patrizierhäuser ausgegeben wurde, dies auch im Namen eines Brandschutzes, der alle Massstäbe der Verhältnismässigkeit verloren hat: Nussbaumholztüren wurden aufgesägt, brandfeste Zwischenschicht ein- und das Ganze wieder zusammenfügt und am Ende noch die Messing-Türkn.ufe in analoger Weise „ertüchtigt“. Es wäre an der Zeit, mehr Kulturgüter weniger luxuriös zu pflegen. Alle, die sich für die Erhaltung der Baukultur einsetzen, sollten nicht einfach nur „mehr“ Geld fordern, sondern auch Wege aufzeigen, wie die vorhandenen Mittel optimal – also nicht konzentriert auf wenige Prestige-Objekte – eingesetzt werden können.
Martin Killias, Präsident Schweizer Heimatschutz