TEXT UND ÜBERSETZUNG LAURA VON HAGEN
Seit einigen Jahren fügt die Innenarchitektin und Szenografin Juliette Roduit (1986) der Innenarchitekturszene in der Westschweiz ihre schöne multidisziplinäre Note hinzu.
Nach ihrem Bachelor in Innenarchitektur 2011 an der HEAD (Haute École d’Art et de Design) arbeitet sie an der HEAD als
Assistentin im Atelier Decors von Daniel Zamarbide. Sie beginnt, als Freelancerin zu arbeiten, und interessiert sich zunehmend für die Ausstellungsszenografie, die Restaurierung und M.beldesign. 2016 gestaltet sie die Szenografie für das Genfer Rote Kreuz – ein bereicherndes Projekt, in dem sie freie Hand hatte –, für den Kiefer Habitzel-Preis sowie für den Piaget Jeunes Talents-Preis
der HEAD. Hinzu kommen Renovierungen und Ausstattungen von Privaträumen sowie Bars und Restaurants wie La Plage de Carouge und das thailändische Restaurant Suahoy in Genf. „Was ich an dieser Art von Projekten liebe, ist der Moment der Sanierung, bei der man sich durch Kratzen und Abstreifen auf die Suche nach dem Ursprung eines Raumes begibt und die ursprüngliche Architektur, die damals sehr gut durchdacht war, wieder hervorholt“. 2015 lernt sie den franz.sischen Architekten und Schreiner Matthieu Thuillier kennen, der an der École Nationale Supérieur d’Architecture in Clermont Ferrand studiert hat. Ihre Komplementarität festigt sich in zahlreichen Kollaborationen und so arbeiten sie seit 2019 als Duo. Wir stellen hier zwei ihrer Projekte vor: Die öfentlichen Bänke Glint im „Pop“-Look für die Gemeinde Plan-Les-Ouates (2022) und im stilistischen Kontrast dazu die Bank von zeitloser Finesse für die Empfangshalle des Mus.e des Beaux-Arts in La Chaux-de-Fonds (2021).
Beschreiben Sie uns das Design der Parkbänke für Plan-Les-Ouates?
JR Wir hatten das Bild einer leichten, luftigen und minimalistischen Struktur vor Augen, die zugleich einen poppigen Charakter haben sollte. Wir wollten eine schwebende Bank schaffen, daher die Idee, die Beine hochglanzpoliert zu gestalten. Unser Ziel war es, mit den Grundformen (Rund, Quadrat, Dreieck und Kreuz) zu spielen, um je nach Bank unterschiedliche Reflexionsspiele zu erzeugen. Inspiriert haben wir uns buchst.blich an den Sitzmöbeln von Trix und Robert Haussmann, die für uns nach wie vor eine wichtige Referenz darstellen. Ursprünglich hatten die B.nke weder Rücken- noch Armlehnen, was auf Wunsch der Gemeinde geändert wurde, damit die Nutzer so komfortabel wie m.glich darauf sitzen konnten. Der graduale Farbverlauf kam ziemlich natürlich im Einklang mit dem Lichtspiel, wie Schatten auf den Sitzflächen und Rückenlehnen, um ihnen Bewegung und Leben zu verleihen. Der Kontext spielte letztlich kaum eine Rolle, wir wollten Bänke herstellen, die gleichzeitig eigenst.ndig sind, sich aber auch an ihre Umgebung anpassen, wie auch immer diese aussehen mag.
Und wie entstand die Idee für die Bänke in der Halle des Musée des Beaux-Arts in La Chaux-de-Fond?
JR
Für La Chaux-de-Fond, war die Natur des Projekts und die Herangehensweise eine ganz andere. Der Kontext des Museums und dieser Empfangshalle mit diesen wunderschönen Mosaiken von Charles Humbert verlangte natürlich von uns, dass wir uns diskret verhalten und das bestehende Gebäude respektieren. Das Gebäude wurde 1926 von dem Architekten René Chappallaz und dem Maler Charles L’Eplattenier eingeweiht und ist als Kulturgut von nationalem. Interesse eingestuft. Die Idee war also auch, mit der Symmetrie zu spielen, die sich im Grundriss wiederfindet, und eine über 18 m lange Sitzbank, die die Halle einrahmt, laufen zu lassen, ohne diese dabei zu verfremden. Die Kurven, die wir entworfen haben, passen sich an die bestehende Struktur an und bieten eine Sitzgelegenheit über die gesamte Länge, wobei zwischen den S.ulen punktuell eine Schaumstoffrückenlehne eingefügt wird, um den Besuchern mehr Komfort zu bieten. Ein weiterer Ausgangspunkt war der alte Brunnen in der Halle: Wie könnte man dieses zentrale Objekt, das massiv und gleichzeitig elegant ist, ignorieren? Wir haben uns frei von ihm inspirieren lassen, als wir die Beine der Sitzbank gestalteten, aber auch den zentralen Beistelltisch, unter den zwei weitere Sitzbänke passen. Wir haben uns für schwarzes MDF entschieden, um an die 2017 angefertigten Regale anzuknüpfen. Der grau melierte Stoff erinnert an den Stein der Halle, um mit dem Kontext zu verschmelzen. Hier haben wir wirklich ein Projekt mit einem kontextbezogenen Spiel realisiert, im Gegensatz zu den öffentlichen Bänken in Plan-les-Ouates, wo wir von der Umgebung losgelöst waren.
Was ist Ihr Markenzeichen?
JR Wir haben keinen bestimmten Stil: Alles hängt von den Kunden, dem Kontext, den bestehenden Auflagen, dem Thema und dem Budget ab. Es gibt kein bestimmtes Raster oder einen roten Faden. Natürlich werden wir vom Zeitgeist beeinflusst und sind in den 80er Jahren geboren, und so bringen wir diesen Kontext mit uns, aber wir versuchen nicht wirklich, einen "Signaturstil" zu haben. Jedes Projekt ist anders und das ist es, was uns gefällt. Das Feld des Möglichen ist gross, so sind wir nicht an eine bestimmte Art von Projekt gebunden. Das Ziel ist es, eine möglichst breite Palette zu haben, die es uns an einem Tag ermöglicht, über massgeschneiderte Möbel für einen Privatkunden nachzudenken aber auch einer Anfrage zu einer musealen Einrichtung für eine temporäre Ausstellung entegegenkommen zu können. Das ist das Spannende daran.
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