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Text: Nicola Navone
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m September 1963 begleitete Flora Ruchat-Roncati ihren Vater, den Ingenieur Giuseppe Roncati, auf einer Reise nach Brasilien, bei der sie zum ersten Mal São Paulo, Brasilia und Rio de Janeiro besuchte. Einige Briefe an seine Mutter Angela Bertola und seine Tochter Anna Ruchat, die in den Familienpapieren aufbewahrt werden, sowie einige Fotografien aus den Beständen, die die Architektin dem Archivio del Moderno vorgelassen hat, ermöglichen einen ersten Überblick über diese Erfahrung, die wir als Vorgriff auf eine umfassendere Studie präsentieren.
Die Reise geht auf das Beziehungsnetz zurück, das Giuseppe Roncati, Ingenieur und Architekt, geknüpft hat, der sich nach einer etwa zehnjährigen Tätigkeit als Leiter des technischen Büros der Gemeinde Mendrisio ganz der Freiberuflichkeit gewidmet hat 1. Einige Fotos zeigen ihn in São Paulo auf der Baustelle des Edificio Italia (nur wenige Schritte von Oscar Niemeyers Edificio Copan entfernt), das 1963 in vollem Bau war. Das an der Kreuzung der Avenidas São Luis und Ipiranga, in der Nähe der Praça da Republica, errichtete Gebäude (46 Etagen hoch und aus Stahlbeton) wurde von dem Architekten Franz Heep 2 entworfen und hatte eine schwierige Entstehungsgeschichte hinter sich 3. Nach Beginn der Bauarbeiten im Jahr 1960 sah sich das Bauunternehmen unter der Leitung des Ingenieurs Otto Meinberg mit ernsthaften technischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert, zu deren Lösung die Empresa E.I.C.A. - Edifício Itália Construtora e Administradora, ein Konsortium mit italienisch-schweizerischer Finanzierung, gegründet wurde. Ohne auf die Beziehungen des Ingenieurs Roncati zu den Protagonisten des Baus des Edificio Italia einzugehen, sei darauf hingewiesen, dass die Reise von Flora Ruchat-Roncati nach Brasilien ein weiterer Ausdruck
der Widersprüche und Spannungen ist, die ihre Beziehung zu ihrem Vater kennzeichnen: ein fürsorgliche und engagierte Person, der jedoch voll und ganz in jenem bürgerlichen Milieu verankert ist, das sich dem Geschäft und der Kapitalakkumulation verschrieben hat und von dem sich seine Tochter entschieden distanzieren möchte.
Diese Spannungen finden ihren Widerhall in den Briefen aus Brasilien an ihre Mutter, die in der Familienkorrespondenz zu finden sind: Briefe, in denen überhaupt nicht von Architektur die Rede ist (wie man es angesichts des Empfängers erwarten würde), sondern von den enormen sozialen und wirtschaftlichen Widersprüchen dieses Landes und insbesondere von São Paulo, der „Stadt der Gegensätze“, über die das Geld „wie ein Gott“ herrscht und „zu Hunger, Spekulation, Ausbeutung, Verschwendung und Müßiggang (für diejenigen, die es berühren) verdammt“ 4. Beherrschende Themen in diesen Briefen sind die ständigen Gedanken an die kleine Anna, die "angebetete Minin" und die Beziehung zu ihrem Vater, die trotz aller Befürchtungen "sehr gut verläuft": "Bei der Abfahrt auf der Reise Chiasso-Mailand versprach ich mir, jeden Zusammenstoß zu vermeiden. Es war ein heroischer Vorsatz [...], aber ich habe ihn bis jetzt gehalten" 5. Und wenn der laue Eindruck, den Brasilien auf sie macht, und die quälende Sehnsucht ihrer Tochter sie zu veranlassen scheinen, früher als geplant ins Tessin zurückzukehren, so ist es doch die Wertschätzung ihres Vaters, die sie dazu bringt, ihn nicht im Stich zu lassen, "nach allem, was er für mich tut" 6. Und in der Tat hat sich Giuseppe (Peppo" für seine Familie und Freunde) sehr für seine Tochter eingesetzt, wahrscheinlich sogar bei dieser Gelegenheit, indem er ihr laut Aurelio Galfettis Aussage eine wichtige Arbeitsmöglichkeit in São Paulo verschaffte, die sie dann "nach einigen sehr schwierigen Tagen" voller Diskussionen und Überlegungen ablehnte, "um sich nicht mit dem 'Kapital' zu arrangieren, das fast überall Wolkenkratzer baute, ohne wenigstens ein städtebauliches Projekt wie jenes von Corbu für Rio oder Algier" 7.
Beim derzeitigen Stand der Forschung ist es nicht möglich, eine Liste der Gebäude zu erstellen, die Flora Ruchat-Roncati während ihrer Reise, von der sie am 18. September 1963 zurückkehrte, besuchte 8. Die bisher identifizierten Fotografien, von denen einige auf Albumkarten aufgezogen waren und zwischen den Seiten des Buches von Pier Maria Bardi, The Arts in Brazil. A New Museum at São Paulo 9, wiedergefunden wurden, sind wahrscheinlich nur ein Teil der Aufnahmen 10. Unter den Schwarz-Weiß-Abzügen, die Brasilia dokumentieren, erkennen wir die Baustelle der Kathedrale, den Palacio do Planalto, den Palacio da Alvorada und das Brasilia Palace Hotel von Oscar Niemeyer, in dem Flora Ruchat-Roncati übernachtete. Auf einer Fotografie, die von ihrem Zimmer aus aufgenommen wurde, sieht man im Hintergrund den Palacio da Alvoráda und im Vordergrund einen Teil des Swimmingpools des Hotels, der durch den besonderen Schnitt des Bildes und die Form des gepflasterten Weges, der ihn verbindet, den Betrachter an das herrliche Kinderbecken erinnert, das Galfetti, Ruchat-Roncati und Trümpy einige Jahre später für den Bagno di Bellinzona entwerfen sollten: Vielleicht eine willkürliche Assoziation, vielleicht aber auch ein Hinweis auf die Vielzahl von intertextuellen, manchmal auch unbewussten Bezügen, die sich hinter einem architektonischen Werk verbergen.
1 Über Giuseppe Roncati (1904-1988) siehe N. Navone, Il mestiere di vivere di Giuseppe Roncati, ingegnere e architetto, in Navone, A. Ruchat, Una casa sul lago, Officina Libraria, Rom 2023, S. 40-61.
2 Über Adolf Franz Heep (1902-1978), einen deutschen Architekten, der zunächst nach Frankreich und dann nach dem Krieg nach Brasilien emigrierte, siehe M. Barbosa, Adolf Franz Heep: um arquiteto moderno, Monolito, Sāo Paulo 2018, mit vorheriger Bibliographie (Weiterentwicklung der Forschung A obra de Adolf Franz Heep no Brasil, dissertaçao do mestrado, FAAUSP - Faculdade de Arquitetura e Urbanismo, Universidade de São Paulo, 2002).
3 Über das Edificio Italia siehe P.Y. Fujioka, O Edifício Itália e a arquitetura dos edifícios de escritórios em São Paulo, dissertaçao do mestrado, FAAUSP - Faculdade de Arquitetura e Urbanismo, Universidade de São Paulo, 1996.
4 Riva San Vitale, Privatarchiv Ruchat-Roncati (nachfolgend APR), Brief von Flora Ruchat-Roncati an ihre Mutter Angela Bertola, São Paulo, 5. September 1963.
5 Ebd.
6 APR, Brief von Flora Ruchat-Roncati an ihre Mutter Angela Bertola, undatiert (aber nach internen Angaben zwischen dem 6. und 12. September 1963 zuzuordnen).
7 A. Galfetti, Quattro progetti incompiuti, tranne uno, in S. Maffioletti, N. Navone, C. Toson (Hrsg.), Un dialogo ininterrotto. Studi su Flora Ruchat-Roncati, Il Poligrafo, Padua 2018, S. 27-30, zitiert auf S. 27-28.
8 Das Datum ist dem in Fußnote 6 zitierten Schreiben entnommen.
9 P.M. Bardi, The Arts in Brazil. A New Museum at São Paulo, Edizioni del Milione, Mailand 1956.
10 Die Fotografien wurden dank der Unterstützung von Memoriav digitalisiert.
Nel settembre del 1963 Flora Ruchat-Roncati accompagnò suo padre, l’ingegnere Giuseppe Roncati, in un viaggio in Brasile, durante il quale visitò per la prima volta São Paulo, Brasilia e Rio de Janeiro. Alcune lettere indirizzate alla madre, Angela Bertola, e alla figlia Anna Ruchat, conservate tra le carte di famiglia, e alcuni scatti fotografici confluiti nel fondo donato dall’architetto all’Archivio del Moderno, consentono un primo accenno a quella esperienza, che presentiamo quale anticipazione di uno studio più ampio tuttora in corso.
Il viaggio nasce dalla rete di relazioni intessuta da Giuseppe Roncati, ingegnere e architetto che, dopo aver lavorato per una decina d’anni a capo dell’Ufficio tecnico del comune di Mendrisio, si era interamente dedicato all’attività di libero professionista 1. Alcune fotografie lo ritraggono, a São Paulo, sul cantiere dell’Edificio Italia, che nel 1963 era in piena costruzione a pochi passi dall’Edificio Copan di Oscar Niemeyer. Sorto all’incrocio tra le Avenidas São Luis e Ipiranga, vicino a Praça da Republica, l’edificio, alto 46 piani e dalla struttura in cemento armato, era stato progettato dall’architetto Franz Heep 2 e aveva avuto una genesi sofferta 3. Dopo aver dato avvio ai lavori di costruzione nel 1960, l’impresa appaltatrice, diretta dall’ingegnere Otto Meinberg, si era trovata di fronte a serie difficoltà tecniche ed economiche, per risolvere le quali fu creata la Empresa E.I.C.A. - Edifício Itália Construtora e Administradora, un consorzio provvisto di finanziamenti italo-svizzeri. Senza entrare nel dettaglio delle relazioni stabilite dall’ingegner Roncati con i protagonisti della costruzione dell’Edificio Italia, andrà osservato come il viaggio in Brasile di Flora Ruchat-Roncati sia un’ulteriore manifestazione delle contraddizioni e delle tensioni che segnano il suo rapporto con il padre: un padre premuroso e partecipe, ma pienamente inserito in quel milieu borghese dedito agli affari e all’accumulazione del capitale, da cui la figlia vuole decisamente prendere le distanze.
Queste tensioni si riverberano nelle lettere inviate dal Brasile alla madre, rinvenute nella corrispondenza familiare: lettere in cui non si parla affatto di architettura (come del resto ci saremmo aspettati considerato il destinatario) ma delle enormi contraddizioni sociali ed economiche di quella nazione, e di São Paulo in particolare, «città dei contrasti» su cui domina «come un dio» il denaro, «che condanna alla fame alla speculazione, allo sfruttamento, allo sperpero e all’ozio per chi lo tocca» 4. Temi dominanti, in queste missive, sono il pensiero costante alla piccola Anna, la «adorata Minin» e il rapporto con il padre, che a dispetto di quanto paventato «va benissimo»: «alla partenza nel tragitto Chiasso-Milano mi sono ripromessa di evitare ogni urto. È stato un proponimento eroico […], ma fin’ora l’ho mantenuto» 5. E se l’impressione tiepida che le fa il Brasile e la struggente nostalgia della figlia sembrano spingerla, a un certo punto, a rientrare in Ticino prima del previsto, è il riguardo per il padre a suggerirle di non piantarlo in asso «dopo tutto quel che fa per me» 6. E veramente Giuseppe («Peppo» per familiari e amici) si diede un gran daffare per la figlia, probabilmente anche in quella occasione, avendole procurato, stando al racconto di Aurelio Galfetti, un’importante occasione di lavoro a São Paulo, poi rifiutata «dopo alcuni giorni molto difficili» di discussioni e riflessioni, per non scendere a compromessi «con il “capitale” che costruiva grattacieli un po’ ovunque senza un progetto urbanistico almeno come quelli di Corbu per Rio o per Algeri» 7.
Allo stato attuale delle ricerche non è possibile stilare un elenco degli edifici visitati da Flora Ruchat-Roncati durante il suo viaggio, da cui fece ritorno il 18 settembre 1963 8. Le fotografie sinora individuate, parte delle quali montate su cartoncini per album e rinvenute tra le pagine del volume di Pier Maria Bardi, The Arts in Brazil. A New Museum at São Paulo 9, molto verosimilmente non sono che una parte di quelle scattate 10. Tra le stampe in bianco e nero che documentano Brasilia, riconosciamo il cantiere della cattedrale, il Palacio do Planalto, il Palacio da Alvorada e il Brasilia Palace Hotel di Oscar Niemeyer, presso il quale Flora Ruchat-Roncati aveva probabilmente preso alloggio. In una fotografia scattata dalla camera, si vede, sullo sfondo della distesa brulla, il Palacio da Alvoráda e in primo piano una parte della piscina dell’albergo, che, per il particolare taglio dell’immagine e la conformazione del percorso lastricato che la collega, ricorda all’osservatore la magnifica piscina dei bambini che, di lì a pochi anni, Galfetti, Ruchat-Roncati e Trümpy progetteranno per il Bagno di Bellinzona: forse un’associazione arbitraria o forse un indizio della pluralità di riferimenti intertestuali, talvolta anche inconsci, che si nascondono dietro un’opera di architettura.
1 Su Giuseppe Roncati (1904-1988) sia lecito rinviare a N. Navone, Il mestiere di vivere di Giuseppe Roncati, ingegnere e architetto, in N. Navone, A. Ruchat, Una casa sul lago, Officina Libraria, Roma 2023, pp. 40-61.
2 Su Adolf Franz Heep (1902-1978), architetto tedesco emigrato dapprima in Francia e poi, nel dopoguerra, nel Brasile, cfr. M. Barbosa, Adolf Franz Heep: um arquiteto moderno, Monolito, Sāo Paulo 2018, con bibliografia precedente (approfondimento della tesi A obra de Adolf Franz Heep no Brasil, dissertaçao do mestrado, FAAUSP - Faculdade de Arquitetura e Urbanismo, Universidade de São Paulo, 2002).
3 Sull’Edificio Italia cfr. P.Y. Fujioka, O Edifício Itália e a arquitetura dos edifícios de escritórios em São Paulo, dissertaçao do mestrado, FAAUSP - Faculdade de Arquitetura e Urbanismo, Universidade de São Paulo, 1996.
4 Riva San Vitale, Archivio privato Ruchat-Roncati (d’ora innanzi APR), Lettera di Flora Ruchat-Roncati alla madre Angela Bertola, San Paolo, 5 settembre 1963.
5 Ibidem.
6 APR, Lettera di Flora Ruchat-Roncati alla madre Angela Bertola, non datata (ma ascrivibile, per evidenze interne, tra il 6 settembre e il 12 settembre 1963).
7 A. Galfetti, Quattro progetti incompiuti, tranne uno, in S. Maffioletti, N. Navone, C. Toson (a cura di), Un dialogo ininterrotto. Studi su Flora Ruchat-Roncati, Il Poligrafo, Padova 2018, pp. 27-30, cit. a pp. 27-28.
8 La data è desunta dalla missiva citata alla nota 6.
9 P.M. Bardi, The Arts in Brazil. A New Museum at São Paulo, Edizioni del Milione, Milano 1956.
10 Le fotografie sono state digitalizzate grazie al sostegno accordato da Memoriav.