Architecture Suisse

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Le Corbusier in Genf

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Die Technik ist me ein Ende an sich, sondern gibt der Form ihre Spannung und führt sie zu ihrem Ergebnis, sobald sie bis auf ihre letzten Einschränkungen reduziert ist. Die Langsamkeit beim Bearbeiten des Steins bedingt eine lange andauernde Beziehung des Menschen mit seiner Materie, seinen Werkzeugen und seinem Wunsch, eine Beziehung, die die Form wie eine Frucht reifen lasst. Das Geheimnisvolle des Marmorblocks, der im Atelier ankommt, macht die erste Empfindung aus : Alles ist darin vorhanden ! Aber das Material ist so schön, so hart und so eindrucksvoll, dass man zögert, den ersten Flammerschlag zu tun. Es braucht eine Bestimmung und eine Beharrlichkeit, um daran seine präzisen Vorstellungen auszudrücken und diesen wahrend Monaten treu zu bleiben. Tommasini lehnt die Krücke der mechanischen Übertragungsmittel ab, er arbeitet direkt: So kann er in jedem Augenblick das Material mit den Flanden fühlen und die Richtigkeit der Proportionen überprüfen. Es folgt die lange Prozedur des Polierens, das heisst, die Oberfläche des Steins wird liebevoll verfeinert, die feinsten Körnungen und die subtilsten Zeichnungen werden zur Geltung gebracht, und die Form erhalt die Glatte und Sinnenhaftigkeitdes Fleisches. Da fürTommasini der Dialog mit der Architektur vertraut ist, hat er zahlreiche Mauerreliefs geschaffen. Mal harmonieren diese mit ihrer architektonischen Umgebung (Hotel Agora, Lausanne, Eingangshalle von Philipp Morris, Lausanne), mal bilden sie einen bewussten Kontrast dazu (Wettbewerb für die Berufsschule Lausanne, wo der Künstler für die Studenten als Gegensatz zur technischen Welt einen Traum aus weissem Marmor schaffen wollte). Mit den treibenden, sich wellenförmig entfaltenden Formen und fliessenden Bewegungen wird die Bildhauerei Tommasinis zusehends lyrisch und barock, überwindet den statischen Widerstand des schweren Materials, um es in einen dynamischen und gleichsam elastischen Raum zu bringen. Indem der Künstler für Augenblicke die Notwendigkeit der klassischen Grundlage vergisst, behandelt er die Kostbarkeit und Ästhetik des Marmors mit einer Freiheit, die an eine unserer Zeit entsprechende unruhige Künstelei herankommt. Françoise Jaunin