Architecture Suisse

LIBRE

Einige Tatsachen

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LIBRE

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EINIGE TATSACHEN: Es gibt Marionetten,und zwar zahlreiche* Vorurteile sind die Drähte, die verknüpft und verstärkt von Bürokraten und Technokraten ihre Bewegungen bestimmen; sie vertreten die Nicht-Kultur von dem schweizerischen "Professionalismus". Sie erkennen sich nicht (aus nicht gerechtfertigtem Selbst­ schutz?) in der zerstörten Umwelt, die sie gebaut haben. Sie sind von den wirtschaftlichen Gewinnen, die sie daraus gezogen haben, nicht satt geworden. Jetzt organisieren sie Spiele in kleinen publizistischen Theatern, um sich selbst darzustellen, zu rechtfertigen und zu preisen. Es genügt ihnen nicht, dass diese Spiele den zukünftigen Historikern auch Freude machen werden. Wie das Falschgeld, damit es weiter zirkuliert, muss es mit dem echten umgetauscht werden, so müssen auch die Marionetten aüs Beförderungsgründen mit den Menschen gemischt werden: Das künstliche Leben der einen wird mit dem Einsatz und dem Zivilcourage der an­ dern auf dieselbe Ebene gestellt. Um den Betrug auszuführen, klopfen sie an die Türe der meistkreditierten Theater, der nationalen Architekturdebatte - ARCHITHESE, WERK-BAUEN*WOH­ NEN - an und üben Druck aus. Mit Gewissenhaftigkeit und Ehr­ lichkeit haben die Redaktoren, die sie führen, bis jetzt ihre Forderungen abwehren können. Nach dem misslungenen Versuch, sich auf den Hauptbühnen zu produzieren, wechseln die Marionetten ihre Strategie. In ihren Kleintheatemschicken sie echte Schauspieler auf die Bühne, die aber auf ihr eigenes Wesen und ihre eigene Natur beschränkt sind : Entkleidet von der Vielseitigkeit der rei­ chen Menschlichkeit, verflacht zu Bildern, zu der die immer schlechtere Druckqualität der Presse beiträgt, in der Ein­ heit der Grautöne zu homogenisieren. Der letzte Schritt, um den Betrug zu perfektionieren, ist geradezu meisterhaft : der Ehrengast, der anders Denkende, wird in zwei kritischen klei­ nen Seiten beleuchtet, die, was immer sie auch sagen, den Schatten eines Zweifels oder einer Unsicherheit produzieren. Anderseits erscheinen die Marionetten in ihrer undurchsichti­ gen Dunkelheit solider und mehr Sicherheit bietend. An diesem Punkt ist das Spiel gemacht : Das Licht wird mit der Dunkelheit verwechselt, die Wahrheit mit der Lüge und die scheinbaren Existenzen mit den echten. DAS EINZIGE MYSTERIUM: Wer sie bewegt, hat kein Gesicht oder viele Gesichter?

- Der Kurzbericht von AS ist ein reines Instrument, als Zusatz für unsere Berufszeitschriften gedacht, die offen für die ech­ ten, kritischen, theoretischen Debatten sind, die unerlässlich für den korrekten Gebrauch dieses Instrumentes sind. Es ist al­ so im Interesse unserer Leser, diese Berufszeitschriften zu unterstützen und zu verteidigen. - Jeder glaubwürdige Exorzist kann den ausgetriebenen Teufel in ein gut identifizierbares Wesen materialisieren. Mir fällt es allerdings schwer, eine echte Marionette anzugeben, viel­ leicht auch, weil jedermann latent die eigene mit sich trägt. Tatsächlich wird man beruflich jedesmal zur Marionette, wenn man keine Kritik und Selbstkritik ausübt, auf das Verstehen verzichtet, nicht kreativ ist, wenn man die Sachen nicht liebt, die man macht und die Leute, für die man sie macht, wenn man darauf verzichtet, dem eigenen Schaffen ein Fundament zu ge­ ben oder die eigenen Sicherheiten in Frage zu stellen, wenn man die Wahrheit nicht sucht und die Ungerechtigkeiten nicht aufzeigt. - Mario Botta hat sich nie als Marionette benommen. Ich hal­ te das für das Geheimnis seines Erfolges, seiner Grösse als echter Protagonist der architektonischen Debatte, und es ist das Geheimnis, warum ich - ihm Schritt für Schritt in seiner intensiven und grosszügigen Aktivität folgend - eine grosse Genugtuung erhalten habe. Der Bau von Morbio Inferiore, Sitz der Sekundarschule, wurde gleichzeitig mit sechs andern Schulen mit dem gleichen Pro­ gramm und den gleichen finanziellen Mitteln verwirklicht. Die jetzt weniger umfangreichere, qualitativ aber nicht schlechtere RIVISTA TECNTCA hat in den Nummern 10, 11, 12 (Jahrgang 1975) diese Realisationen dargestellt und vergli­ chen und eine erste, lehrreiche Bilanz gezogen. Nr. 11/1975 zeigt ausführlich das Iter des Projektes der Schule von Morbio (Bericht des Architekten Mai 72, Vorprojekt Juni 72, Projekt September 72, definitives Projekt 1972-76). Es ist interessant, das Iter mit dem Projekt des Wettbewerbs einer der Schulen in Locarno im Jahre 1970 zu vergleichen. Ich glaube, dass das Hauptinteresse des Werkes, mit dem spür­ baren physischen Dasein und der Klarheit der Aussage, darin besteht, dass es unumstösslich wieder eine lange Serie von so tief verwurzelten und breit angenommenen Vorurteilen in Diskussion stellt, so dass diese Vorurteile als definitiv an­ genommene Wahrheiten erscheinen. Die Beziehungen zwischen Architektur und Natur, zwischen Architektur und Gebiet, zwi­ schen Serienelementen und Monotonie, zwischen Symmetrie und Monumentalität müssen vertieft und viele Baunormen überprüft werden. PS: Jetzt kann ich ein Beispiel von fast perfekter Marionette bringen: Ein Leser vom AS, der - nachdem er den Bericht über das Gebäude gelesen hat - glaubt, es zu kennen und imstande zu sein, ein sicheres und definitives Urteil darüber abzuge­ ben. (Wenn er sich imstande fühlen würde, Korrekturen anzu­ bringen und/oder es noch besser zu machen, könnte er sich ruhig für eine perfekte Marionette halten.) Fabio Reinhart