Architecture Suisse

Werkheim

Typologie(s)
AV3
Emplacement
8610 Uster, ZH
Bureau d'architecture
Robert + Peter Fässler
Bureau d'ingénieurs
E. Wädensweiler
Conception
1976 — 1976
Réalisation
1980 — 1980

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Raumprogramm Das Werkheim bietet ca. 45 Wohnplätze und ca. 70 geschützte Arbeitsplätze in Werkstatt, Beschäftigung, Küche, Lingerie, Hauswirtschaft und Garten. Es hat folgendes Raumprogramm : 2. Untergeschoss - Werkstatt für 10 Arbeitsplätze - Technische Räume - Wäscherei - Lager ca. 150 m2 - Schutzraum für 70 Personen

1. Untergeschoss - Werkstätte 450 m2 für 60 Personen mit notwendigen Nebenräumen - Lager 270 m2 - Rhythmik- Therapieraum - Aufenthaltsräume (Spielraum und TV-Raum) je 50 m2 - Schulungsraum (auch Sitzungszimmer) 40 m2 - Lebensmittellager

1. Obergeschoss - Wohnungen Heimleiter/Hauswart (4j- und 5z-Zimmer) - 19 1er Zimmer für geistig Behinderte zu 13 m2 - 1 2er Zimmer für geistig Behinderte - 2 Pikettzimmer - 1 Teeküche - Sanitärräume mit WC, Duschen und Böden

Erdgeschoss - Essraum für ca. 100 Personen, 120 m2 - Grossküche - «Cafeteria» für ca. 50 Personen - Sekretariat/Heimleiter, Besprechungszimmer - Bastelräume 3 x 33 m2 - 7 Zimmer für Körperbehinderte mit Dusche und WC - Aufenthaltsraum für Körperbehinderte

2. Obergeschoss - Wohnungen Heimleiter/Hauswart - 10 1er Zimmer für geistig Behinderte zu 13 m2 - 1 2er Zimmer für geistig Behinderte - 2 Pikettzimmer - 1 Teeküche - Sanitärräume mit WC, Duschen und Bäder - Abstellräume

Umgebung - Spielwiese - Erdwall als Schallschutz - Gedeckte Sitzplätze - Carports und Autoabstellfläche - Gemüsegarten - Blumenwiese - Biotop - Brunnenplastik 46.17

Die Wandlungen in der Betreuung von geistig Behinderten in den letzten Jahren waren enorm. Sie werden auch in Zukunft neuen Erkenntnissen angepasst. So wird mit einfachen Mitteln im Grundriss eine möglichst hohe Flexibilität angestrebt. Es können z.B. die Zimmer der Körperbehinderten in's Heim integriert werden oder aber vollständig abgetrennt werden. Die Zimmer der geistig Behinderten können durch Verbindungstüren zu 2er-Zimmer gekoppelt werden. Die Büros, Bastelräume und Werkstatt sowie Lager, sind nur mit nichttragenden Wänden unterteilt, so dass auch in Zukunft jede andere Unterteilung möglich ist. Essraum und der Freizeitbereich kann mit Schiebewänden unterteilt und damit jeden Bedürfnissen angepasst werden.

Charakteristiken Bruttogeschossfläche 3 977 m2 Kubatur nach SIA 19 951 m3 (Werkstattbereich 5 968 m3) (Wohnbereich 13 983 m3) Ausnützungsziffer 0.68 überbaute Fläche 1 828 m2 nicht überbaute Fläche 4 057 m2 Investitionen total ca. Fr. 10 000 000Baukosten total ca. Fr. 9 000 000Gebäudekosten (inkl. Betriebseinrichtungen) ca. Fr. 7 000 000.(Fr. 350.-/m3 SIA) Kostenvoranschlag Fr. 9 600 000Beschlossene Mehrleistung ca. Fr. 150 000Teuerung gemäss Zürcher Baukostenindex KV/Bauvollendung 14,4 %

Das Werkheim ist sowohl Wohn- wie Arbeitsplatz für unsere geistig Behinderten. Sie verbringen hier ab ca. 16-jährig bis ins AHV-Alter den grossen Teil ihres Lebens. Damit sind bereits die Grundsätze für den Architekten gegeben : - Das Heim soll menschliche Massstäbe haben, liebenswürdige Details aufweisen und in seinem Ausdruck vielfältig sein, da der geistig Behinderte wenig Möglichkeiten hat, seine Umgebung selbst zu gestalten oder sie häufig zu wechseln. - Das Haus muss jedem Behinderten Privatraum ermöglichen, so wurden praktisch alles 1er-Zimmer geschaffen. - Der Behinderte hat Anspruch darauf, sich mit seinem Heim voll zu identifizieren. Er muss auf «sein» Zimmer, «seine» Cafeteria und «sein» Haus stolz sein dürfen. - Das Haus muss möglichst viel Kontakt nach aussen erlauben, d.h. es muss offen sein und Räume wie Cafeteria, Sitzungszimmer, Rhythmikraum, etc. aufweisen, die von jedermann gerne aufgesucht werden.

Das Haus mit seinen vielen Schrägdächern, den menschlichen Proportionen, dem vielen Holz, steht wie selbstverständlich in der gewachsenen Umgebung von der Stadt Uster. Man soll nicht mit Fingern darauf zeigen - «Hier sind die geistig Behinderten, hier wurde viel zu ihrem Wohle geleistet» - Nein, hier wohnen und arbeiten sie so selbstverständlich in der Stadt Uster, so selbstverständlich wie alle anderen. Die Terraindifferenz zwischen der Friedhofstrasse und Talackerstrasse wird ausgenützt, um zwei Geschosse mit ebenerdiger Verbindung in’s Freie zu schaffen. Damit erhalten wichtige Tätigkeiten des Hauses wie Basteln, Freizeittätigkeiten, Wohnen der Körperbehinderten, Rhythmik etc. Erweiterungen in die Aussenräume, in denen die gleichen Tätigkeiten auch im Freien ausgeführt werden können. Die winkelförmige Anlage schafft einen Eingangshof gegen die Friedhofstrasse und öffnet sich mit der längeren Fassade gegen die Sonne. Die einfache Orientierung, für geistig Behinderte sehr wesentlich, wird geschaffen durch wohnen im Längsbau, darunter die Werkstatt, Essraum/Küche/Cafeteria im Querbau, darunter die Freizeiträume. Die Farbgebung in gelb und grün geben dem Haus den Charakter, sowohl aussen wie innen. Gelb als Farbe der Sonne und des Lichtes geben Fröhlichkeit und Wärme. Grün als Farbe der Natur und Ruhe geben Geborgenheit. Daneben wurden rote Akzente gesetzt und die braunen Beschläge, die sich durch alle Räume ziehen, schaffen Verbindung und Zusammenhalt. Die naturbelassenen Materialien wie Holztäfer, Klinkerboden, wollähnliche Teppiche und Vorhänge, intensivieren den Charakter der Menschlichkeit. Sicher ungewöhnlich ist der Ausbau der Cafeteria. Sie wurde bewusst aufwendiger und mit ihrem Bistro-Stil von den übrigen Räumen abgehoben. Hier im Zentrum des Hauses werden Gespräche geführt, werden Kontakte mit Besuchern geknüpft. Die Cafeteria ist Empfangsraum für Alle, und wir hoffen, dass auch nach dem Einweihungsfest noch viele den Weg hieher zu einem Kaffee finden. Genau so selbstverständlich wie die noch wenigen, angrenzenden Bauerngärten soll auch die Umgebung gestaltet werden. Obstbäume, Beerensträucher, Gewürzkräuter und dazwischen eine bunte Blumenwiese, sollen dereinst die Umgebung prägen. Sie sollen die Bewohner zum Naschen verleiten, dienen aber auch der Küche als willkommener Beistupf und geben weitere Arbeitspläzte in freier Natur.

Technische Einrichtung Obwohl die Ausführungsplanung 1976 begann, als der Oelpreis noch sehr tief war, wurden dem Energiebereich grösste Beachtung geschenkt. Leider musste nach gründlichem Studium auf eine Heizung mit Alternativ energien verzichtet werden. Lediglich das Warmwasser wird mit einer Luft-/Wasserwärmepumpe aufbereitet. Daneben aber wurden unzählige kleine Details verwirklicht, so dass mit dem heutigen Stand der Technik wohl ein Optimum erreicht werden konnte. So wurden Wärmerückgewinnung bei der Lüftung und den Kühlanlagen, Abluftautomaten, Chromstahlrohrkamine mit Kaminklappen, Niedertemperaturheizung, grossdimensionierte Isolation, etc, etc. eingebaut. Die Heizung kann mit Oel oder Gas betrieben werden. Obwohl die Baukommission allen Energiesparmassnahmen immer sehr wohlwollend gegenüberstanden, wurden alle diese Mehrinvestitionen erst freigegeben, wenn die jeweiligen Energieeinsparungen in vernünftiger Relation zu den Mehrkosten standen. Neben diesen energetischen Massnahmen wurde bewusst auf einen übergrossen technischen Ausbau verzichtet. Dies aus finanziellen Erwägungen aber auch um dem Heim durch die Technik nicht die Wohnlichkeit zu nehmen.

Planen + Bauen, Nr. 10/1980 Schweizer Baublatt, 19.5.78/ 13.1.81 Architektur + Technik, Nr. 10/1980 AS Schweizer Architektur Nr. 45 / März 1981