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Der Pavillon von Mangeat für die Expo 92 in Sevilla: eine festliche Architektur

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Immer mehr Unterlagen werden uns zugestellt, Unterlagen, die uns über die letzten Neuigkeiten informieren oder von speziellem Interesse sind, aber nicht genug Details enthalten, um ein ganzes Blatt unserer Publikation zu belegen. Aus diesem Grunde haben wir eine neue Rubrik vorgesehen, die AS FLASH-INFO Diese neue Rubrik als zusätzlicher und unabhängiger Teil wird uns erlauben, die generellen Informationen für unsere Leser zu verbessern. Es freut uns, Sie mit dieser ersten Veröffentlichung über das interessante Projekt von Vincent Mangeat, welches für den Schweizer Pavillon an der Weltausstellung 1992 in Sevilla ausgewählt wurde, informieren zu dürfen. A. K.

«Die Schweiz, anhand eines einzigen Symbols gezeigt und erklärt», das war der Leitspruch des Architekten Vincent Mangeat für die Weltausstellung, welche 1992 in Sevilla stattfinden wird. Sein Projekt, ein Eisturm, wurde aus 91 Arbeiten ausgewählt, die im Rahmen des von der Koordinationskommission für die Anwesenheit der Schweiz im Ausland organisierten Ideenwettbewerbs präsentiert wurden.

Der Pavillon von Mangeat für die Expo 92 in Sevilla: eine festliche Architektur Le «pavillon» pour l'expo de Séville de Mangeat: une architecture de fête Die Weltausstellungen haben zu einem grossen Teil die Geschichte des 19. Jahrhunderts — nicht aber jene des 20. Jahrhunderts geschrieben. Dies ist weiter nicht erstaunlich. Fortschrittsgläubigkeit und Optimismus, der wirtschaftliche Erfolg als Gefäss der Selbstdarstellung, dazu ein stark entwickelter Nationalismus im Konkurrenzkampf zwischen den Industrienationen : sie alle sind so heute nicht mehr dankbar. Ein naiver Progressismus ist längst gebrochen, der Nationalismus bleibt zumindest verdeckt und wird durch Symbole ersetzt. Die Wirtschaft hat sich ihre Eigendynamik verschafft. Die «nationalen» Zeichen werden ihr gleichsam beiläufig, meist nach opportunistischen Kriterien verpasst. So besehen ist heute jede «Industriemesse» weit bedeutender als jene, aus welchen Gründen auch immer re-vitalisierten Landes- und Weltausstellungen, in denen man nicht ganz zu Unrecht Überbleibsel einer für das 19. Jahrhundert spezifischen Form und kulturellen Äusserung erkennt. Ähnliches Messe sich generell zur Darstellung eines schweizerischen Nationalcharakters, für den ja solche Gefässe grundsätzlich bereitstanden, sagen. Man ist spätestens seit 1964 bei Landesausstellungen wie Beteiligung an Weltausstellungen um Bescheidung bemüht, lässt mehr oder minder überzeugend «Selbstkritik» einfliessen oder bringt gar — wie bei der CH 91 — ambitioniertere Projekte zu Fall. Bedenkt man diesen Hintergrund, so bewegt sich V. Mangeat's Projekt für die Weltausstellung 1992 in Sevilla, das man (wie alles, was diesbezüglich in den letzten Jahren vorgeschlagen wurde) sehr schnell kritisiert und teilweise voreilig abgetan hat, ganz geschickt auf dem Glatteis nationaler Selbstdarstellung. Das Motto «Swice» «riecht» zwar allzu deutlich nach Werbeagentur. Wichtiger ist allerdings die Feststellung, dass nicht das Matterhorn dargestellt wird — der offizielle Jurybericht spricht von einem Verzicht auf «clichés» —, sondern gleichsam auf der Ebene der Metapher ein Eisberg geplant ist: ausreichend, um beim auf solche Hinweise angewiesenen Besucher richtige Assoziationen auszulösen, und trotzdem zweifelsfrei ein moderner künstlerischer Ausdruck dieser Stunde. Letzteres wird von den Veranstaltern — gleichsam im neuen cliché — für die inhaltliche Darstellung der Schweiz selbst beansprucht (etwas gar wohlwollend in einem Land, das gerade in Sachen Architektur in Zersiedelung und Heimatstil jeden couleurs ertrinkt!). Die «Garantie» für eine moderne Schweiz liefert im Projekt selbst allein der Architekt. V. Mangeat beruft sich zum einen auf die Tradition konstruktivistischer moderner Formgebung, deren Aktualität im Zeichen von « deconstructivism » hier nicht weiter erläutert werden soll. In den Skizzen erscheint Tatlins Monument für die 3. Internationale samt dessen Prototypen bis hin zum Turm von Babel. Zum andern bemüht der Architekt überzeugend und völlig zurecht die Tradition ephemerer Architektur. Sie hat seit jeher Ausstellungsarchitektur gestützt und inspiriert. Und nur so lässt sich — im Widersinn und in der Überraschung — die verschwenderische Eishülle in der Hitze Andalusiens verstehen. Der Festcharakter wird durch den Anlass selbst zusätzMch suggeriert. Das (fiktive) Schaubild — Teil des Projektes — lässt erkennen, wie unaufdringlich der Architekt diese Operation vollzieht. Im Zentrum steht — als Zeichen sichtbar — der Eisturm mit seinen « konstruktivistischen », ephemerer Architektur verwandten Gerüsten. Ihm sind die locker verstreuten übrigen Bauteile deutlich untergeordnet. Vorne rechts führt ein «Rossebändiger» auf modernem Säulensockel (demjenigen Le Corbusier im Projekt für den Völkerbundspalast nachempfunden) ins Bild. Verschiedene

(andere) Ausstellungsteile werden als Versatzstücke skizziert und verdeutlichen den Charakter einer ebenso spontanen wie vergänglichen Festarchitektur. Eingehüllt wird das Ganze schliesslich durch die an den Himmel projizierten Lichtkegel : auch sie deutlich erkennbare Zeichen einer einschlägigen Tradition. Allen Kritikern, die sich grundsätzlich an der Möglichkeit von Weltausstellungs-Architektur reiben, möchte man sagen, dass hier unter Verzicht auf chauvinistische Hinweise eine moderne, zeitgemässe und repräsentative Form für einen Schweizer Beitrag gefunden wurde, die sich ebenso eindeutig wie klar darstellt. Mit dem für «animation et spectacle» gewählten Team aus Vertretern von Film, Licht, Musik und Theater ist hinlänglich gewährleistet, dass das Ganze auf unsentimentale Weise in eine Athmosphäre des Festes gehüllt wird, als unzweideutiger Beitrag einer Festarchitektur. Prof. Werner Oechslin, ETH