Die zeitgenössische Architektur live: Eine Sicht mit Eifer und Hingabe 30 Jahre volles Engagement für die Sache der zeitgenössischen Architektur. 30 Jahre abenteuerlicher Alleingang und Spiel mit dem Risiko (bei dem man nur allzugut weiss, was Krise heisst) sowie 30 Jahre hohe Qualität. Vor allem 30 Jahre unermüdlicher Hingabe an die Baukunst ! Auf seine Weise ist Anthony Krafft auch ein Bauender: zweifellos ein Schöpfer von Büchern und Zeitschriften sowie dokumentarischen Nachforschungen bis zum Schlussmodell; darin ist er der einzige Bauherr, aber er regt auch Sehweisen und Bewusstseinsbildungen auf einem weiten und komplexen Gebiet an, dem jeder täglich in Berührung kommt. Ohne irgendwelche Eingeständnisse an das spekulative Bauen zu machen oder Kompromisse mit dem modischen, nostalgischen Pseudo-Alten und den unbegründeten Hirngespinsten zu schliessen, hat sich Anthony Krafft auch nie zum Verfechter und Verbreiter dieser Schule oder jener Bewegung gemacht. «Ich beziehe keinen Standpunkt, es sei denn zugunsten der Qualität». Da er nicht selbst baut, konnte er immer seine geistige Unabhängigkeit auf wertvolle Weise bewahren und seine Wahl in aller Freiheit treffen. Im Gegensatz zu einer gewissen Vorstellung von Dilettantismus, die allzuoft dem Freiheitsbegriff anhaftet, ist die wahre Freiheit nur möglich, wenn sie sich auf gründliche Kenntnis und fundierte Kompetenz stützen kann. Das ist die Freiheit, in der der Herausgeber von Pully tätig ist. Wortführer und Sucher
Aber seine persönliche Kompetenz wird noch von einem im Lauf der Jahre gebildeten internationalen Netz erstrangiger Mitarbeiter ergänzt: Architekten, Praktiker und Theoretiker, deren Arbeiten als massgebend gelten, Namen wie Richard Neutra, Michel Ragon, P. L. Nervi, Gerrit Rietveld, Lucio Costa, G. Candilis, K. Maekawa, Berto Lardera, Mathias Goeritz, Jean Baier, Jean Tschumi, Michel Seuphor, Marcel Breuer, Claude Parent, Oscar Niemeyer, Gio Ponti oder Alberto Sartoris, um nur einige zu nennen; Maler oder Bildhauer, die in Verbindung mit der Architektur gearbeitet haben, wie George Mathieu, Luc Peire... Die meisten von ihnen sind richtige Freunde von Anthony Krafft geworden. Neben diesen grossen, allgemein anerkannten Wortführern erweitert der Herausgeber seinen Stab regelmässig durch neue Mitarbeiter, um neue Kräfte und unterschiedliche Sehweisen einfliessen zu lassen sowie um für seine nationalen und internationalen Nachforschungen neue «Sucher» einzusetzen. Arbeitsinstrument und Sprungbrett zum Traum
«Architecture Suisse»bzw. «Schweizer Architektur» (AS) und «Architecture Contemporaine» (AC) sind die beiden Zweige ein und desselben Unternehmens. Erstere, bescheidener, häufiger und pünktlicher erscheinend, will vor allem Instrument der konkreten Arbeit sein, das wirklichkeitsnah die Probleme aufgreift, mit denen sich jeder Architekt dieses Landes direkt konfrontiert sieht. Der Architekt wird dabei stets auf dem laufenden gehalten, wo es um aktuelle interessante Realisierungen geht. Der Auswahl nach strengen Kriterien entspricht das strenge Konzept dieser.klaren, leicht lesbaren und grafisch gut gestalteten Blätter. Bei der zweiten Publikation sind Ziel und Kalender offener gehalten: eine Weltreise in 365 Tagen. Aus Australien, Japan, den Ländern der dritten Welt treffen die Materialien im Überfluss ein; sie zeugen vom grossen internationalen Interesse, auf die diese Publikation stösst, und der Wichtigkeit, dort vertreten zu sein. Als Werk der Synthese, das auch Untersuchungen und kritische Überlegungen anstellt, will «Architecture Contemporaine» weniger jährliche Bilanz ziehen als punktuell einzelnes aus einer sich verändernden kreativen und sozialen Situation aufgreifen. Dabei
räumt sie den nach sozialen Gesichtspunkten beispielhaften Objekten ebensoviel Platz ein wie den utopischen und visionären Projekten. Im einen wie im andern Fall stellt der Betrieb von Anthony Krafft in Pully eine Art «Datenbank» der heutigen Architektur dar. Indem er das Verbreitungswürdige weiterverbreitet und versucht, in erster Linie eine zeitgemässe und menschlich empfundene Architektur zu fördern, arbeitet er ein wenig wie ein Treibriemen, der mit einem Filter ausgestattet ist. Aber die Tätigkeit von Anthony Krafft beschränkt sich nicht nur auf